Stettin

[294] Stettin, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks und Sitz des Oberpräsidiums und der höchsten Behörden der Provinz Pommern, liegt auf einem Hügel am linken Ufer der Oder, welche hier in vier Arme getheilt ist, die Oder, die Parnitz und die große und kleine Reglitz. (S. Oder.) Über diese alle führt ein 1 Meile langer Damm, welcher in der auf dem rechten Ufer gelegenen Vorstadt Lastadie beginnt, nach der Stadt Altdamm. S. wurde 1713 in dem nordischen Kriege den Schweden von den nordischen Verbündeten entrissen und im Frieden 1720 an Preußen abgetreten; 1806–13 war es von den Franzosen besetzt. Die Stadt ist eine Festung ersten Ranges, im Ganzen gut gebaut und hat 32,000 Einw., welche beträchtliche Fabriken in Tuch und andern Wollenwaaren, Leder, Segeltuch, Seife, Taback, Hüten, große Bierbrauereien und sehr bedeutenden Handel betreiben. Letzterer hat durch die in diesem Jahrzehnt vollendeten Arbeiten, durch welche auch größern Seeschiffen die Fahrt bis an die Stadt möglich gemacht ist, einen sehr merkbaren Aufschwung gewonnen und sieht jetzt einer neuen Belebung entgegen, da die Anlage einer Eisenbahn nach Berlin im Werke ist. Die Ankerschmiede in S. versieht alle preuß. Schiffe mit Ankern. Sehr beträchtlich ist auch der Schiffsbau. Die wichtigsten dortigen Gebäude sind das Schloß, in dem der Sitz der höchsten Behörden ist, und auch die reformirte und die katholische Kirche sich befinden, das Zeughaus, das Gouvermenthaus, das Landschaftshaus, die Börse und die Kaserne. Auf dem Königsplatze steht die bekannte Bildsäule Friedrich's des Großen von carrarischem Marmor. Von gemeinnützigen Anstalten besitzt S. ein Gymnasium, zwei Seminarien für Gelehrtenschulen und für Volksschulen, eine Hebammenanstalt, eine Steuermannsschule, ein Privatinstitut für Taubstumme und ein Waisenhaus. Die hier 1805 gestiftete Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde besitzt eine bedeutende Sammlung von Alterthümern. Der Hafen von S. für diejenigen Schiffe, welche nicht bis zur Stadt gelangen können, ist Swinemünde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 294.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: