Senf

[167] Senf, lat. Sinapis, ist eine einjährige Pflanze, von der es namentlich zwei Arten gibt, den weißen oder gelben und den schwarzen Senf Das Gewächs wird 2–3 F. hoch, hat gelbe, dem Rübsen ähnliche Blumen, und nachher zolllange Schoten mit runden, schwarzbraunen oder weißlichen Samenkörnern, welche einen sehr scharfen Saft enthalten. Der weiße Senf hat rauhe, der schwarze glatte Schoten. Wegen der Schärfe der Samen braucht man diese zur Zuthat zu vielen Speisen, zur Bereitung des Mostrich und verschiedener Medicamente. Jene Schärfe befördert die Verdauung und dadurch die Gesundheit. Sie hat ihren Sitz nur in den Hülsen der Körner, und man gewinnt daher aus den Samen ein Öl, Senföl, welches frei von jener Schärfe ist, benutzt auch in England gleichzeitig die Hülsen zu Mostrich, und das Innere der Körner zur Bereitung des Senföls. Die zurückbleibenden Ölkuchen streut man gestoßen auf das Futter des Viehs, bei welchem sie eine gelind abführende Wirkung hervorbringen. Der Senfsame wird zunächst auf Pfeffer- oder Kaffeemühlen zu Senfmehl oder Senfpulver zerrieben, und dieses mit Wein, Most, Essig u. dgl. zu einem dicken Brei angemacht, gibt den Mostrich oder eingemachten Senf. Man setzt diesem, um ihn noch wohlschmeckender zu machen, verschiedene Ingredienzen, namentlich etwas Knoblauch, zu. Die verschiedene Art der Bereitung gibt den franz. (moutarde), düsseldorfer und engl. Sens. Der letztere wird gewöhnlich als Pulver verkauft und erst beim Gebrauch mit Fleischbrühe, warmem Wasser oder Wein zusammengerührt. Man braucht den Senfsamen auch zum Einmachen, namentlich der Gurken (s.d.). Das fette Senföl ist ein gutes Brennmaterial. Außer ihm gewinnt man aus dem Senf noch ein flüchtiges Öl, welches Schwefel enthält, einen scharfen Geschmack und Geruch hat und auf der Haut Blasen zieht. In der Medicin wendet man den Senfsamen innerlich als magenreizendes Mittel an. Häufiger benutzt man ihn äußerlich zu sogenannten Senfteigen oder Senfpflastern, Sinapismen. Ein solcher Teig besteht aus vier Theilen gepulverten Senfs, zwei Theilen Sauerteig und scharfem Essig, mit dem das Ganze zu einem dicken Brei eingerührt ist. So wird er äußerlich auf die Haut gelegt, welche er röthet, auch wol Blasen zieht, und wirkt zur örtlichen Erhöhung der Thätigkeit der Gefäße und Nervenendchen, sowie er im Allgemeinen das ganze Gefäß- und Nervensystem belebt. Demgemäß wenden ihn die Ärzte bei vielen Krankheiten oft mit ausgezeichnetem Erfolg an. Bei großer Reizbarkeit, heftiger Entzündung und großer Neigung zur Rose muß der Senfteig vermieden werden. – Angebaut wird der Senf vorzüglich in Östreich, Mähren, Frankreich, namentlich bei Dijon und Chalons, ferner in Thüringen, Baiern und Holland.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 167-168.
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