Stiftshütte

[301] Stiftshütte (Bundeshütte) heißt nach der Übersetzung Luther's das heil. Zelt, welches Moses, auf Befehl Gottes, zur Ausübung des Gottesdienstes, während des Zuges der Hebräer aus Ägypten in das Land der Verheißung, bauen ließ, das tragbar war und als Heiligthum noch in Kanaan selbst, bis Salomo den Tempel erbaute, diente. Das Modell der Stiftshütte hatte Gott selbst dem Moses auf dem Berge Sinai sehen lassen, und die Materialien dazu gab das Volk als Hebopfer. Das Gerüst des Ganzen bildete ein Bau von aufrechtstehenden Akazienbretern, die übergoldet und durch Riegel, welche in goldene Ringe eingeschoben wurden, zusammengefügt und in silberne Untersätze eingelassen waren. Darüber hing eine vierfache Decke von Teppichen, die erste und schönste aus gezwirnter seiner Baumwolle (Byssus) mit Cherubsbildern durchwirkt; die zweite etwas längere aus seinen Ziegenhaaren; die dritte aus rothgefärbten Widderfellen, die vierte aus Leder. Die Teppiche der ersten und zweiten Decke waren durch Schleifen und goldene Haken verbunden und wurden durch die dritte und vierte lederne Decke gegen die Witterung geschützt. Der an der Morgenseite befindliche Eingang war ebenfalls mit einer prächtigen Decke verhangen, welche an fünf mit Gold überzogenen hölzernen Säulen befestigt wurde. Im Innern zerfiel die Stiftshütte in zwei Räume, in das Heilige, 20 Ellen lang und 10 Ellen breit, und in das Allerheiligste, 10 Ellen lang und 10 Ellen breit, und durch einen künstlich mit Cherubsfiguren durchwirkten Vorhang vom Heiligthume geschieden. Um das ganze Gebäude lief auf allen Seiten ein Vorhof, 100 Ellen lang und 50 breit und mit baumwollenen Umhängen, die an Säulen befestigt waren, eingeschlossen, am Eingange aber mit einem 20 Ellen breiten Teppiche umhangen. Im Allerheiligsten stand die Bundeslade (s.d.). Nur der Hohepriester (s.d.) durfte es einmal im Jahre am großen Versöhnungstage betreten. Im Heiligen stand der Tisch mit den ungesäuerten Schaubroten, der goldene Leuchter und der Räucheraltar nebst andern Opfergeräthschaften. Hier verrichteten die Priester ihre Gebete und die unblutigen Opfer. Im Vorhof, zu welchem das Volk Zutritt hatte, war unter freiem Himmel der Brandopferaltar, zwischen diesem aber und dem Heiligthume das kupferne Waschbecken für die Priester. Dieses h. Zelt konnte an jedem Orte, wo sich die Israeliten niederließen, aufgeschlagen und leicht wieder abgebrochen werden; auf den Zügen wurden die einzelnen Theile desselben von den hierzu verordneten Leviten getragen. Nach Vollendung des Salomonischen Tempels wurde die Stiftshütte und ihre Geräthschaften in denselben niedergelegt, von wo an ihrer in der Geschichte nicht weiter gedacht wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 301.
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