Salomo

[26] Salŏmo, König der Hebräer, 1015–975 v. Chr., der Sohn David's und der Bathseba. Durch Nathan, den Propheten, erzogen und noch bei Lebzeiten David's zum Könige gesalbt, ließ er, um der Herrschaft versichert zu sein, nach seiner Thronbesteigung seinen Bruder Adonia wegen eines früher von demselben gegen ihn erregten Aufstandes, sowie mehre Große, worunter seines Vaters alter Feldherr, Joab, hinrichten. Darauf verband er sich durch Heirath mit Ägypten und begann im vierten Jahre seiner Regierung, mit Beihülfe Hiram's, Königs von Tyrus, den Bau des berühmten Tempels auf dem Hügel Moria, den er in sieben Jahren beendete. Durch dieses Wunderwerk alter Baukunst und dessen bekannte prachtvolle Ausstattung, wie durch andere Bauten und Verschönerungen, sowol in Jerusalem selbst als in vielen andern Städten seines Reichs, und durch die weiseste Einrichtung in seinem Staatshaushalte, worunter die Belebung des Handels eine der vorzüglichsten war, erwarb er sich nicht nur Ansehen und Liebe bei seinem Volke, sondern auch den ausgebreitetsten Ruhm im Oriente. Sein Hofstaat war auch demgemäß der glänzendste jener Zeiten. Indem er mit dem tyrischen Könige einen Handelsvertrag schloß, ließ er vom rothen Meer aus Flotten, durch tyrische [26] Seeleute geleitet, nach Ophir, wahrscheinlich nach dem südlichern Afrika, segeln, die von dort nach drei Jahren Gold, Silber, Elfenbein, Sandelholz, Affen, Pfauen und anderes damals Kostbare zurückbrachten. Durch diese Einfuhr kostbarer Erzeugnisse, den Reichthum fremder Schätze durch Eroberung, die Pracht seiner Bauten, die er durch ausländische Künstler besorgen ließ, die weise Verwaltung seiner durch Vermehrung der Abgaben erzielten Einkünfte, hob er zwar einerseits die Cultur seines Volkes, stumpfte jedoch andererseits durch einen auf sinnliche Pracht gerichteten Tempeldienst, sowie durch Üppigkeit in der Lebensweise, die theils aus dem vermehrten Reichthum des Landes selbst hervorging, theils aber und noch mehr durch sein eignes Beispiel erregt wurde, den ernsten und religiösen Sinn der Juden. So lange jedoch sein Geist noch kräftig war, wußte er durch seine Regentenweisheit und seinen Gerechtigkeitssinn den Wohlstand seines Reichs zu erhalten, sodaß die Zeit seiner Regierung als das goldene Zeitalter der Juden angesehen werden kann, und die wachsende Ausgelassenheit und Verderbtheit derselben im Zaume zu halten. Der Ruf von seiner Weisheit und dem Glanze seines Landes wurde so verbreitet, daß außer vielen andern Fremden, die seiner Hauptstadt zuströmten, ihn auch eine Königin von Saba (in Äthiopien) besuchte, um ihn und seine Umgebung kennen zu lernen. Zum Schutze des Staates gegen die von David unterworfenen und zum Frohndienste gezwungenen heidnischen Völker hielt er ein Kriegsheer von 12,000 Reitern und 1400 Streitwagen, und seine Herrscherkraft erhielt Ruhe im Innern seines Reiches, indem er sein Volk immer mehr seinem Willen unterthänig machte. Doch seine Liebe zu ausländischen Weibern machte ihn im zunehmenden Alter so schwach, daß er jenen nicht nur freie Religionsübung gestattete, sondern selbst sich sogar von ihnen zur Theilnahme am heidnischen Götzendienste hinreißen ließ. Die Zahl der Unzufriedenen wurde gegen das Ende seines Lebens immer größer und kaum war er gestorben, so brach eine offene Empörung aus und sein unwürdiger Sohn Rehabeam konnte die Theilung des Reichs nicht verhindern. Die 40jährige Regierung S.'s wurde, trotz seiner Fehler, als der glänzendste und glücklichste Zustand des jüdischen Volkes gepriesen, und die Weisheit S.'s lebte lange in den Sagen des Orients als Herrschaft über alle Geister und Dämonen fort. Historisch nennt man ihn als den Verfasser praktischer und philosophischer Werke: des »Hohen Liedes« (Koheleth) und der »Sprüche S.'s«, sowie des »Buches der Weisheit«. In den Gedichten der Perser und Araber, deren Inhalt sich auf die ritterälterlichen Heldengedichte forterbte, werden seinem Siegelringe besondere Kräfte, die Geister damit zu beschwören und zu zaubern, sowie einem Zauberbuche, das er verfaßt haben soll und das deshalb der Schlüssel Salomonis genannt wird, zugeschrieben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 26-27.
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