Pfau

Pfau

[473] Pfau (der) gehört zu den hühnerartigen Vögeln und stammt aus Indien, von wo er zu Alexander's des Großen Zeit (326 v. Chr.) nach Griechenland gebracht wurde und jetzt in mehren warmen Ländern des südl. Europa wild in den Wäldern lebt.

Bei uns und überhaupt als Hausthier wird der Pfau, welcher an Größe den Truthennen sich nähert, eigentlich nur zur Zierde gehalten, denn sein Fleisch ist hart und trocken, das Gefieder aber und die schönen Verhältnisse seines Baues machen den Pfauhahn zu einem der schönsten Vögel. Auf dem Kopfe hat er einen goldgrün glänzenden, beweglichen Federbusch; der schlanke Hals und die obere Brust sieht goldgrün, blau und violet und gleich prächtig sind Rücken und Seiten, der Bauch aber glänzend schwarz gefärbt. Der vorzüglichste Schmuck sind jedoch seine schuppenartig übereinander liegenden, eigenthümlich geformten Schwanzdeckfedern, deren jede oben einen breiten Spiegel mit einem prächtigen Farbenange bildet und die sich im schönsten Glanze zeigen, wenn er sie radförmig im Sonnenscheine ausbreitet. Die Pfauhenne hat ein graues und bräunliches, überhaupt unscheinbares Gefieder. Die Stimme der Pfauen, welche besonders bei bevorstehendem Witterungswechsel ertönt, ist sehr unangenehm und obgleich sie äußerst schwerfällig fliegen, suchen sie doch gern auf die Dächer der Häuser oder auf nahestehende Bäume zu kommen. Ihre Nahrung besteht in Körnern und Insekten und auf dem Hühnerhofe wissen sie dem andern Geflügel einen solchen Respect einzuflößen, daß es sich erst auf den Fütterplatz wagt, wenn jene satt sind; nur die Truthühner machen davon eine Ausnahme. Die Pfauen werden gegen 25 Jahre alt und müssen bei uns des Winters in einem geräumigen Stalle gehalten werden. Die Federn von Kopf und Schwanz verbraucht der Federschmücker zu allerhand Putz; in Persien, Indien und China werden besonders Federbüsche und Fliegenwedel daraus verfertigt, und im chines. Reiche dienen sie sogar als Ehrenzeichen auf den Mützen von Beamten. Von Raubthieren sollen die Tiger mit besonderer Vorliebe den Pfauen nachstellen und durch ihre gewöhnliche Nähe in Indien die Jagd dieser Vögel gefährlich machen. Bei den Alten war der Pfau der Juno gewidmet, welche in den Schweif desselben die hundert Augen des Wächters Argus (s. Io) versetzt haben soll; sonst gilt dieser Vogel für das Sinnbild des Stolzes und der Hoffart. Zungen und Gehirn von Pfauen kamen als Leckerbissen auf die Tafel der alten Römer, jetzt aber pflegen Pfauen nur als Schauessen mit ihrem prächtigen Federkleide aufgetragen zu werden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 473.
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