Tantalus

[361] Tantălus, König zu Sipylus in Phrygien, war nach der griech. Sage ein Sohn des Zeus oder des Tmolus und ein Liebling der Götter. Zeus ließ ihn mit an der Tafel der Götter speisen und theilte ihm alle seine Geheimnisse mit. Aber T. misbrauchte dieses Vertrauen, indem er die ihm anvertrauten Geheimnisse verrieth, oder, wie auch erzählt wird, Nektar und Ambrosia vom Mahle der Götter entwendete. [361] Endlich heißt es auch, er habe die Götter versucht, indem er seinen eignen Sohn Pelops schlachtete und ihnen denselben als Speise vorsetzte, um zu erfahren, ob sie nach ihrer Allwissenheit diese Speise erkennen würden. Zur Strafe wurde er in die Unterwelt verstoßen und im Flusse Eridanus stehend den Qualen des Hungers und Durstes preisgegeben. Die herrlichsten Früchte hingen ihm vor den Augen und dem Munde, zogen sich aber zurück, sowie er nach ihnen langte, und das Wasser, in welchem er bis an den Hals stand, entwich vor ihm, wenn er nach ihm sich herabneigte. Auch soll ein Fels über seinem Haupte geschwebt haben, der in jedem Augenblicke herabzustürzen schien, um ihn zu zerschmettern. Noch jetzt bezeichnet man langwierige, peinigende Qualen als Tantalus Leiden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 361-362.
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