Tantalus (Mythologie)

[16] Tantalus (Mythologie), ein angesehener hellenischmythischer Fürst, den die Unsterblichen schätzten und liebten, so daß sie ihn an ihrer Tafel[16] Theil nehmen ließen. Dieser hohe Genuß verleitete ihn aber zu Uebermuth und Frevelthaten. Er stahl Nectar und Ambrosia vom Tisch der Götter und gab es an Sterbliche, er wurde Diebeshehler, als Pandareos den goldnen Hund gestohlen hatte, der die diktäische Höhle bewachte, in welcher Zeus erzogen wurde, und schwur einen Meineid, den ihm heimlich anvertrauten Hund nicht zu haben. Endlich beging er das verwegenste Wagstück, die Götter prüfen zu wollen, schlachtete zu dem Ende seinen eignen Sohn Pelops, und setzte ihn den Olympiern, die ihn besuchten, als Speise vor. Ceres genoß eine Schulter davon, ehe der Frevel geahnet wurde, dann aber gaben die Götter dem Ermordeten das Leben wieder, und setzten ihm eine Schulter von Elfenbein ein. Nun kehrte sich der ganze Zorn der Götter gegen Tantalus. Er wurde unter einen Felsen im Tartarus gebannt, und zu ewiger grausamer Qual verurtheilt. Ueber ihn, den von grimmen Hunger Gepeinigten, neigte ein Baum süße, schwellende Labefrucht herab, aber so oft er danach griff, schnellten die Zweige, ihm stets unerreichbar, zurück. Von glühendem Durst verzehrt, im Wasser stehend, das bis an die Knie ihm reichte, vermocht' er dennoch nie zu trinken, denn so wie er sich niederbückte, zu schöpfen, rann die Fluth versiegend hinweg.

–ch–

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Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 16-17.
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