Ultramarin

[515] Ultramărin, d.h. jenseit des Meeres her, wird eine ausgezeichnet schöne, himmel- oder kornblumenblaue Malerfarbe genannt, welche sonst blos aus dem Lasursteine (s.d.) bereitet wurde und weder durch Luft noch durch Hitze eine Veränderung erleidet. Der möglichst reine Lasurstein wird zerkleinert, geglüht, in Weinessig gelöscht, dann gepulvert und mit bestimmten Theilen von geschmolzenem Jungfernwachs und Kolophonium zusammengerührt, in. kaltes Wasser gegossen. Nach Verlauf einer Woche wird die erhaltene Masse in heißem Wasser durchgeknetet und das zuerst dadurch gefärbte Wasser abgelassen, aus welchem sich binnen einigen Tagen die feinste Farbe zu Boden setzt. Die auf gleiche Weise durch ein zweites und ein drittes Kneten erhaltene bildet geringere Sorten, von welchen die schlechteste Ultramarinasche heißt. Die Verfertigung des Ultramarin wurde vorzüglich in Italien und namentlich in Rom betrieben und der Preis desselben war außerordentlich hoch, seitdem aber 1829 Professor Gmelin die künstliche Herstellung desselben aus seinen Bestandtheilen (Kiesel- und Thonerde, Natron und Schwefel) entdeckt hat, wird solches künstliches Ultramarin, welches dem aus Lasurstein so gut wie völlig gleichkommt, auch in Deutschland, z.B. in der königl. Porzellanmanufactur zu Meißen, fabrikmäßig und viel wohlfeiler verfertigt und bei der Portrait-, Miniatur-und Emailmalerei allgemein angewendet. Auch hat man es durch überaus sein geriebene Schmalte (s. Blaufarbenwerke) entbehrlich zu machen gesucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 515.
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