Waid

[640] Waid (der), deutsche Indig, eine zweijährige und auch im mittlern Deutschland wildwachsende Pflanze, deren Blätter eine gute blaue Farbe liefern, daher sie in Deutschland, besonders in Thüringen, schon seit dem 12. Jahrh., außerdem vorzüglich in der franz. Landschaft Languedoc angebaut wird. Der um Erfurt, Gotha, Langensalza, Arnstadt und Tennstädt (welche davon Waidstädte heißen) vordem in großem Umfange betriebene Waidbau, dessen jährlicher Ertrag im 16. Jahrh. auf mehr als 300,000 Thlr. geschätzt wurde, kam in Folge der Einführung des Indigo aus Ostindien seit Anfang des 17. Jahrh. und mit dessen zunehmender Verwendung immer mehr in Abnahme; da er jedoch bei der Färberei nicht ganz entbehrt werden kann, besteht er in beschränkterm Maße noch fort. Der Waid verlangt einen tief bearbeiteten und kräftig gedüngten Boden, wird im Herbst oder im Frühling ausgesäet und hat eine tiefeindringende, rübenförmige Wurzel, welche im ersten Jahre viele lange, am Rande gekerbte Blätter treibt, die sich auf der Erde ausbreiten. Diese werden im Laufe des Sommers von dem im Herbst ausgesäeten drei- bis viermal, von dem im Frühling höchstens dreimal dicht über der Wurzel abgeschnitten, indem jedesmal frische hervorkommen, und bilden die eigentliche Ernte. Im zweiten Jahre treibt die Pflanze einen starken Stengel und Blüten, und kann blos zur Samengewinnung benutzt werden. Die geernteten Blätter werden gewaschen, zum Abwelken ausgebreitet und nachher in der Waidmühle möglichst vollständig zerquetscht. In diesem Zustande setzt man sie an einem schattigen und vor Regen gesicherten Orte in mäßig große, spitze Haufen, um sie acht bis zwölf Tage gähren zu lassen, wobei es jedoch nicht zur Fäulniß kommen darf. Nach dieser Zeit wird die ganze Masse tüchtig untereinander gemengt und man formt nun mit der Hand Ballen (Waidballen) daraus, welche auf Horden getrocknet und so in den Handel gebracht werden. Der franz. Waid hat vor dem thüringischen einen größern Gehalt an Farbestoff voraus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 640.
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