Wilhelm [3]

[733] Wilhelm (Friedrich Karl), jüngster Bruder des verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen, geb. 1783, preuß. General der Cavalerie, begann 1799 den Militairdienst bei der Garde, zeichnete sich als Anführer einer Brigade Reiterei in der Schlacht bei Jena aus und stand nachher an der Spitze der zur Reorganisation der preuß. Cavalerie bestellten Commission. Im J. 1807 wurde er Obrist des zweiten Dragonerregiments, dessen Chef er noch ist, und ging im Dec. d. I. nach Paris, um die Herabsetzung der von Preußen gefoderten 1541/2 Mill. Francs Contribution zu bewirken, konnte aber nur die Ermäßigung auf 140 Mill. erlangen. Seit 1809 nahm W. erfolgreichen Antheil an der Umgestaltung des Staats und Heers und zeichnete sich in den Feldzügen von 1813–15 zuerst als Befehlshaber der Reservecavalerie der schles. Armee in den Schlachten bei Lützen und Leipzig, dann als Befehlshaber der ersten Brigade des York'schen Corps besonders im Treffen bei Chateau-Thierry und in der Schlacht bei Laon (9. März 1814) und bei Paris (30. März) aus, commandirte 1815 die Reservecavalerie des vierten Armeecorps bei Belle-Alliance, verfolgte den fliehenden Feind und zog mit der Avantgarde in Paris ein. Nach dem zweiten pariser Friden hielt sich W. in Berlin oder auf seinem Schlosse Fischbach bei Schmiedeberg in Schlesien auf, war von 1824–39 Gouverneur der Bundesfestung Mainz und 1830–31 Generalgouverneur der Rheinprovinzen und Westfalens. Als solcher nahm er seinen Aufenthalt in Köln und erwarb sich durch sein amtliches Wirken wie durch sein persönliches Verhalten und anspruchlos edles Familienleben die allgemeinste Verehrung. Im Dec. 1831 verließ er Köln wieder und wurde 1832–39 abermals Gouverneur von Mainz. W. ist seit Jan. 1804 vermählt mit Mariane Amalie, Tochter des Landgrafen Friedrich Ludwig von Hessen-Homburg, die sich nach dem Ableben der Königin Luise (1810) durch die mütterliche Fürsorge verdient gemacht hat, welche sie den königl. Kindern widmete. In den schweren Jahren 1813 und 1814 stand sie an der Spitze der berliner Frauenvereine zur Pflege Verwundeter und Unterstützung hinterlassener Witwen und Waisen und erhielt deshalb vom Könige den Vorsitz im Capitel des am 3. Aug. 1824 gestifteten Luisenordens. Von ihren 10 Kindern sind nur zwei Prinzen (Adelbert und Waldemar) und zwei Prinzessinnen (Elisabeth, seit 1816 vermählte Prinzessin Karl von Hessen-Darmstadt, und Marie) noch am Leben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 733.
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