Essigsäure

[536] Essigsäure, organische, in manchen Tier- und Pflanzensäften vorhandene Säure, entsteht durch Oxydation von Alkohol (s. Essig) und bei der trocknen Destillation des Holzes (s. Holzessig), rein gewonnen durch Destillation von wasserfreiem essigsauren Natrium mit Schwefelsäure; Lösungsmittel für Öle, Kampfer, Harze, Schießbaumwolle, wird außer zu Speiseessig in der Medizin, Färberei und Teerfarbenfabrikation angewendet. Essigsaure Salze (Azetāte), entstehen zum Teil direkt aus Metallen, sonst aus den Oxyden oder Karbonaten und E.; Ammoniumazetat (essigsaures Ammonium), kristallinische, zerfließliche Masse, schweißtreibendes Mittel; Natriumazetat (essigsaures Natrium), große Kristalle aus E. und Soda gewonnen, wird in der Photographie und, entwässert, zur Darstellung der künstlichen Zimtsäure verwendet; Kaliumazetat (essigsaures Kalium) dient als harntreibendes Mittel; Zinkazetat (essigsaures Zink), perlmutterglänzende Tafeln, verwendet als Beruhigungsmittel, Brechmittel, zu Augenwässern, Einspritzungen, Verbänden; Aluminiumazetat (essigsaure Tonerde), nur in Lösung bekannt, verwendet als Rotbeize in der Färberei, als antiseptisches und zusammenziehendes Mittel in der Medizin (zum Gurgeln und zu Umschlägen); Ferroazetat (essigsaures Eisenoxydul), dient als Schwarzbeize in der Färberei; Bleiazetat (essigsaures Blei) ist Bleizucker (s.d.), basisch essigsaures Blei ist Bleiessig (s.d.); Chromazetat (essigsaures Chrom), kommt als schwarzgrüne Lösung in den Handel als Beize für Färberei; Kupferazetat (essigsaures Kupfer), kleine, grüne Kristalle, s. Grünspan und Schweinfurter Grün. Das Essigsäureanhydrid, eine stechend sauer riechende Flüssigkeit, die bei 16° in großen Kristallen erstarrt (Eisessig), wird in der chem. Technik vielfach angewandt; ebenso das aus E. und Phosphorchlorid entstehende Essigsäurechlorid (Azetylchlorid). Die Ester (Äther) der E., durch Verbindung mit Alkoholen entstehend, sind wohlriechende, leicht bewegliche Flüssigkeiten. Essigsäureäthylester (Essigäther Essigester), aus essigsaurem Natrium und Weingeist durch Destillation mit Schwefelsäure gewonnen, siedet bei 77°, riecht erfrischend, findet Anwendung als Medikament, Lösungsmittel, in der Likörfabrikation und Parfümerie, dient zur Darstellung des Azetessigesters, eines der Komponenten des Antipyrins. Essigäther oder Essignaphtha, Verbindung von E. mit Äther, farblose Flüssigkeit von angenehmem und erfrischendem, obstartigem Geruch. Essiggeist, s.v.w. Azeton. – Über die Essigsäureindustrie vgl. Mierzinski (1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 536.
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