Kohlensäure

[984] Kohlensäure, Kohlensäureanhydrīd, Kohlendioxyd, farbloses, säuerlich riechendes und schmeckendes Gas von 1,5 spez. Gewicht, bestehend aus einem Atom Kohlen- und zwei Atomen Sauerstoff, bildet sich beim Verbrennen der Kohle unter hinreichendem Luftzutritt, findet sich zu 0,03-0,06 Proz. in der atmosphärischen Luft, ferner in gewissen Mineralquellen (sog. Säuerlingen), bildet in Kalksteinen und Dolomiten, an Kalzium und Magnesium gebunden, große Gebirgsmassen, dringt an manchen Orten (Hundsgrotte bei Neapel, am Laacher See etc.) aus der Erde, bildet sich bei der Gärung und bei der Atmung der Tiere und Menschen, ist nicht atembar, unterhält auch das Verbrennen nicht. Wasser löst bei gewöhnlicher Temperatur und Druck sein gleiches Volum K., die beim Kochen entweicht; mit steigendem Druck nimmt die gelöste Kohlensäuremenge zu. Wird dieser Druck vermindert, so entweicht sie, wie bei den moussierenden Getränken, unter Aufbrausen. Bei 0° und einem Druck von 36 Atmosphären läßt sich die K. zu einer farblosen Flüssigkeit verdichten, kommt so in Stahlzylindern in den Handel; [984] läßt man diese flüssige K. durch eine enge Öffnung ausströmen, so erstarrt infolge der bei ihrer Verdampfung erzeugten Temperaturerniedrigung ein Teil zu einer schneeigen, weißen Masse vom Schmelzpunkt – 65°, welche mit Äther gemischt ein Kältegemisch von – 100° C. liefert. Technisch wird die K. durch Glühen von Kalk oder durch Auffangen der natürlichen Gasquellen gewonnen; zu chem. Zwecken stellt man die K. gewöhnlich durch Zersetzung eines kohlensauren Salzes (Marmor, Kreide) mit Salz- oder Schwefelsäure dar. Die Pflanzen zerlegen die K. in ihren grünen Teilen unter dem Einfluß des Sonnenlichts in Sauerstoff und Kohlehydrate. K. dient zur Bereitung der künstlichen Mineralwässer und des doppeltkohlensauren Natriums, zur Fällung des Kaltes aus den Dünnsäften bei der Zuckergewinnung, zur Bleiweißdarstellung, zu Gasbädern etc. Die K. bildet als zweibasische Säure neutrale und saure Salze (Karbonate); von den erstern sind nur die der Alkalimetalle in Wasser löslich, die sauren Salze (Bikarbonate) lösen sich meistens in Wasser, verlieren aber leicht K.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 984-985.
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