Kohlensaure Salze

[642] Kohlensaure Salze (Carbonate), Verbindungen von Kohlensäure mit Basen; sie bilden sich theils durch directe Vereinigung des Oxyds mit Kohlensäure, theils durch doppelte Wahlverwandtschaft, viele kommen fertig gebildet in der Natur vor. Die Alkalien u. alkalischen Erden nehmen die Kohlensäure mit großer Energie auf u. verwandeln sich vollständig in K. S.; die K-n S. der schweren Metalloxyde erhält man durch Vermischen der Lösung eines Metallsalzes mit kohlensauren Alkalien.[642] Die meisten K-n S. verlieren in der Glühhitze ihre Kohlensäure, die kohlensauren Alkalien nicht; glüht man dieselben aber in Wasserdampf, so entweicht Kohlensäure u. das Alkali verbindet sich mit dem Wasser; ebenso werden die kohlensauren Alkalien durch Glühen mit Kohle zerlegt, indem die Kohlensäure 1 Atom Kohlenstoff aufnimmt u. als Kohlenoxydgas entweicht. Die meisten Säuren treiben die Kohlensäure aus ihren Salzen aus, sie entweicht in Gasform unter Aufbrausen. In den neutralen K-n S-n verhält sich der Sauerstoff der Basis zu dem der Säure wie 1 : 2, diese sind die häufigeren, doch nehmen viele Basen auch mehr als 1 Atom Kohlensäure auf u. bilden sauere K. S. (Bicarbonate), in denen das Verhältniß des Sauerstoffs der Basis zu dem der Säure meist wie 1 : 4 ist. Die neutralen K-n S. sind, mit Ausnahme der kohlensauren Alkalien, in Wasser unlöslich, die K-n S. der alkalischen Erden lösen sich unter Bildung von sauren Salzen in kohlensaurem Wasser; die neutralen kohlensauren Alkalien geben mit den löslichen Salzen der Erden u. schweren Metalloxyde Niederschläge, welche meist aus einer Verbindung von neutralem kohlensaurem Salz mit dem Oxyd der Basis bestehen. Die sauren Salze der Alkalien sind weniger leicht löslich als die neutralen, die der Erden u. schweren Metalloxyde sind in Wasser löslich, sie verlieren beim Verdampfen des Wassers schon bei gewöhnlicher Temperatur Kohlensäure u. gehen in neutrale Salze über. Mit den Sesquioxyden (Thonerde, Eisenoxyd, Chromoxyd) bildet die Kohlensäure keine bestimmten Salze. Die wichtigsten K-n S. sind: a) Kohlensaures Äthyloxyd (Kohlensäureäther), C4H5, C O2, bildet sich bei der Einwirkung von Kalium auf oxalsaures Äthyloxyd od. des Chlorcyans auf Alkohol. Im letzteren Falle bildet es sich neben Urethan (s.d.). Es entsteht ferner bei der Destillation eines Gemenges von ätherschwefelsaurem u. carboweinsaurem Kali, sowie bei der Einwirkung von kohlensaurem Silberoxyd auf Jodäthyl. Farbloses, dünnflüssiges Liquidum, welches angenehm riecht, scharf aromatisch schmeckt, sich nicht in Wasser, wohl aber in Alkohol u. Äther löst, sich, mit Natron erwärmt, in Alkohol u. kohlensaures Natron zersetzt, sich schwer entzünden läßt, mit blauer Flamme brennt, zwischen 125_–126° siedet u. ein specifisches Gewicht von 0, 975 hat. Mit wässerigem Ammoniak zusammengebracht bildet es Urethan u. Alkohol. Durch die Einwirkung von Chlor auf kohlensaures Äthyloxyd entstehen zwei Substitutionsproducte: das zweifach u. das fünffach gechlorte kohlensaure Äthyloxyd. Leitet man Phosgengas (Chlorkohlenoxydgas) in absoluten Alkohol, so erhält man Kohlensaures Äthyloxyd-Chlorkohlenoxyd (Chlorkohlensäureäther) = C4H5O, CO2 + CO Cl, es bildet eine farblose Flüssigkeit von erstickendem Geruch u. 1, 133 specifischem Gewicht, brennt mit grüner Flamme; mit Ammoniak vermischt, abgedampft u. destillirt, erhält man das Urethan. Zweifach kohlensaures Äthyloxyd (Ätherkohlensäure), C4H5O, CO2 + HO, CO2, erhält man an Kali gebunden als ätherkohlensaures Kali = C4H5O, CO2 + KO CO2, wenn man Kohlensäure in eine wasserfreie alkoholische Kalilösung leitet; dieses Salz bildet perlmutterglänzende Schuppen, welche sich in Berührung mit Wasser zersetzen. Durch Kieselflußsäure läßt sich daraus die Ätherkohlensäure abscheiden. b) Kohlensaures Äthyl-Methyloxyd, 2 CO2C4H5O, C2H3O, ein zusammengesetzter Äther, welcher sich bei der Destillation von carboweinsaurem Kali mit holzätherschwefelsaurem Kali bildet; farblose, helle Flüssigkeit, welche fast alle Eigenschaften des gewöhnlichen Kohlensäureäthers zeigt, sich von demselben aber durch größere Dichte u. niedrigeren Siedepunkt unterscheidet. c) Kohlensaures Äthylamin, C4H7N, CO2, durch Zusammenbringen von trockenem Kohlensäuregas mit wasserfreiem Äthylamin dargestellt, eine schneeweiße, pulverförmige Masse, die sich in Wasser löst, deren Lösung aber nicht sogleich durch Chlorbaryum gefällt wird. Das wasserhaltige kohlensaure Äthylamin, C4H7N, CO2 + HO, erhält man durch Destillation von salzsaurem Äthylamin mit kohlensaurem Natron; krystallinische Masse, welche alkalisch reagirt, sehr zerfließlich ist u. kohlensaures Kupfer- u, Zinkoxyd auflöst. Zweifach kohlensaures Äthylamin, C4H7N, 2CO2 = C6H7NO4, ist isomer mit dem Lactamid, Alanin u. Sarkosin, u. scheint identisch mit dem Urethan zu sein. d) Kohlensaures Ammoniak. Ammoniak verbindet sich mit Kohlensäure in mehreren Verhältnissen. Wasserfreies einfach kohlensaures Ammoniak (Carbonatammon), NH3, CO2, bildet sich bei der directen Vereinigung von trockenem Ammoniakgas mit Kohlensäure, wobei sich 2 Volumen Ammoniak mit 1 Vol. Kohlensäure verbinden, das gebildete Salz schlägt sich als weißes amorphes Pulver nieder; es reagirt alkalisch, sublimirt bei 60° ohne Zersetzung, zerlegt sich in Berührung mit Wasser unter Entwickelung von Ammoniak. Neutrales kohlensaures Ammoniak, N H4O, CO2, ist für sich nicht bekannt, da es sich sehr leicht zersetzt; durch Abdampfen einer wässerigen Lösung entweicht Ammoniak u. es entsteht ein Salz mit mehr Kohlensäure; erwärmt man ein solches Salz in der wässerigen Lösung, so entweicht Kohlensäure u. es entsteht das neutrale Salz. Anderthalb kohlensaures Ammoniak, 2 N H4O, 3 CO2 (flüchtiges Laugensalz, Sal volatile salis ammoniaci, Ammonium carbonicum), wird durch Sublimiren eines Gemisches von Salmiak u. Kreide gewonnen; es bildet sich auch bei der trockenen Destillation thierischer Substanzen u. wird auf diese Weise im Großen erhalten; das dabei gewonnene, mit empyreumatischen Ölen verunreinigte Sublimat (Hirschhornsalz) kann durch Sublimiren mit Knochenkohle gereinigt werden; ein anderer Theil wird als eine braun gefärbte Flüssigkeit erhalten (Hirschhorngeist, Hirschhornspiritus), welche in den Apotheken u. zur Bereitung des Salmiaks verwendet wird. Das reine Salz bildet eine weiße, feste, krystallinische, durchscheinende Masse, welche stark nach Ammoniak riecht u. alkalisch reagirt; an der Luft bedeckt es sich mit einem weißen pulverigen Überzug von doppelt kohlensaurem Ammoniak. In Wasser löst es sich leicht auf u. wird dadurch zersetzt, indem sich neutrales kohlensaures Ammoniak u. doppelt kohlensaures Ammoniak, N H4O, CO2 + HO, CO2, bildet; dieses entsteht auch, wenn man die wässerige Lösung des anderthalb kohlensauren Ammoniaks mit Alkohol fällt od. freiwillig verdunsten läßt, wobei es sich krystallinisch ausscheidet; es ist dem doppelt kohlensauren Kali isomorph, geruchlos, löst sich leicht in Wasser, geht dabei aber leicht unter Verlust von Kohlensäure in das neutrale Salz über,[643] bes. beim Erwärmen. Es wurde in neuerer Zeit in einem Guanolager an der Westküste von Patagonien in schweren krystallinischen Massen gefunden; es ist durchscheinend, von gelblicher Farbe, läßt sich leicht in große rhombische glasglänzende Säulen spalten. Wenn man das gewöhnliche (anderthalb-) kohlensaure Ammoniak erhitzt, so sublimirt ein Salz von der Zusammensetzung N H3, CO2 + NH4O, CO2; es ist sehr flüchtig u. wird am besten so erhalten, daß man gewöhnliches kohlensaures Ammoniak mit Alkohol destillirt, es verflüchtigt sich dabei u. wird aus den Alkoholdämpfen niedergeschlagen. Außer den hier aufgeführten Verbindungen von Ammoniak mit Kohlensäure hat H. Rose noch mehrere dargestellt, so: 3 (NH4O, CO2) + NH4O, 2 CO2; NH4O, CO2 + 3 (NH4O, 2 CO2) + 8aq.; NH4O, 3 CO2 + 3 (NH4O, 2 CO2) + 6 aq. u. m. a. e) Kohlensaures Amyloxyd, C10H11O, CO2, entsteht beim Zusammenbringen von chlorkohlensaurem Amyloxyd mit Wasser; farblose Flüssigkeit von angenehmem Geruche, 0, 914 specifischem Gewicht, leichter als Wasser, siedet bei 224°. f) Zweifach kohlensaures Amylamin, C10H12N, 2 CO2, als solches läßt sich das mit dem Leucin, C12H13NO4, isomere Amylurethan betrachten. g) Kohlensaures Anilin ist nicht bekannt; als zweifach kohlensaures Anilin, C12H7N, 2 CO2, läßt sich die Anthranilsäure betrachten, welche beim Erhitzen in Kohlensäure u. Anilin zerfällt. h) Kohlensaurer Baryt: neutraler kohlensaurer Baryt (Baryta carbonica, Terra ponderosa aërata), Ba O, CO2, kommt in der Natur als Witherit vor u. bildet sich beim Fällen der Lösung eines Barytsalzes mit kohlensauren Alkalien; zartes weißes Pulver ohne Geruch u. Geschmack, reagirt sehr schwach alkalisch u. ist von giftiger Wirkung. Anderthalb kohlensaurer Baryt entsteht durch Fällen von Chlorbaryum mit anderthalb kohlensaurem Kali; der entstehende Niederschlag ist in Wasser nicht mehr löslich als das neutrale Salz. Zweifach kohlen saurer Baryt, Ba O, 2 C O2, entsteht beim Auflösen von kohlensaurem Baryt in kohlensäurehaltigem Wasser. i) Kohlensaure Beryllerde, durch Fällung eines Beryllerdsalzes mit kohlensaurem Kali dargestellt; ein weiches, fettig anzufühlendes Pulver, welches durch Erhitzen seine Kohlensäure verliert. k) Kohlensaures Bleioxyd, Pb O, CO2, kommt als Weißbleierz (Bleispath) in der Natur vor; künstlich erhält man es durch Fällen eines gelösten Bleisalzes mit kohlensaurem Alkali od. von basisch essigsaurem Bleioxyd mit Kohlensäure. Es vereinigt sich mit kohlensaurem Natron, Chlorblei, schwefelsaurem Bleioxyd etc. zu Doppelsalzen Mit Bleioxydhydrat verbindet es sich in zwei Verhältnissen: Pb O, CO2 + Pb O, HO u. 2 (Pb O, CO2) + Pb O, HO, welche letztere Verbindung der Hauptbestandtheil des Bleiweißes (s.d.) ist. l) Kohlensaures Ceroxydul, durch Vermischen der Lösung eines Ceroxydulsalzes mit kohlensaurem Natron erhalten, bildet einen weißen Niederschlag, welcher Anfangs amorph ist, sich aber beim Stehen unter der Flüssigkeit mit der Zeit in Krystallschuppen verwandelt; es ist in Kohlensäure nicht löslich u. verträgt gelindes Glühen, ohne sich zu zersetzen. Beim Erhitzen an der Luft erfolgt die Zersetzung schneller u. es bleibt Ceroxyd zurück. Von kohlensaurem Kali wird es aufgelöst. m) Kohlensaures Eisenoxydul, Fe O, CO2, kommt in der Natur als Spatheisenstein u. Sphärosiderit vor; rhomboëdrische Krystalle von 3, 83 spec. Gewicht. Aus der Lösung eines Eisenoxydulsalzes fällt durch Zusatz eines kohlensauren Alkalis dieselbe Verbindung als Hydrat als weißer voluminöser Niederschlag, der sich an der Luft zuerst schmutzig grün, dann gelbbraun färbt, indem er in Eisenoxydhydrat übergeht. Dieselbe Veränderung erleidet auch der Spatheisenstein, nur weit langsamer. Das kohlensaure Eisenoxydul wird von kohlensäurehaltigem Wasser aufgelöst, indem sich zweifach kohlensaures Eisenoxydul, Fe O, 2 CO2, bildet; in dieser Form kommt es in den sogenannten Eisen- od. Stahlwässern vor. Es wird häufig in der Medicin angewendet (Ferrum carbonicum, Crocus martis aperitivus, Ferrum hydricum). In diesen Präparaten ist es mit Eisenoxyd gemengt; sie sind um so besser, je mehr unverändertes kohlensaures Eisenoxydul sie enthalten. Um den Übergang des letzteren in Eisenoxydhydrat zu verhindern, mischt man den frisch gefällten Niederschlag mit Zucker u. trocknet ihn sodann aus. Dieses Präparat heißt Ferrum carbon saccharatum. n) Kohlensaures Kadmiumoxyd, Cd O, CO2, ein weißes in Wasser unlösliches Pulver; findet sich in der Natur in geringen Mengen im Galmei. o) Kohlensaures Kali. Einfachkohlensaures Kali (mildes Kali, Weinsteinsalz, Kali carbonicum s. subcarbonicum) = K O, CO2, wird im unreinen Zustande durch Auslaugen der Asche der meisten Pflanzen gewonnen (s. Pottasche); rein erhält man es durch Ausziehen der Pottasche mit wenig Wasser; durch Glühen u. nachheriges Auslaugen von gereinigtem Weinstein, durch Verpuffen von gereinigtem Salpeter mit Kohle od. Weinstein u. Auslaugen des Rückstandes, durch Erhitzen von essigsaurem od. oxalsaurem Kali. Ist weiß, fest, zerreiblich, braust mit Säuren auf, schmeckt u. reagirt alkalisch, ist wenig ätzend, schmilzt in der Rothglühhitze u. verdampft in der Weißglühhitze; mit Kohle heftig geglüht zersetzt es sich in Kalium u. Kohlenoxydgas. Es löst sich im gleichen Gewicht Wasser, nicht in Weingeist, zerfließt an der Luft; reines kohlensaures Kali krystallisirt aus der concentrirten Lösung in farblosen, durchsichtigen, rhombischen Säulen mit 2 Äquivalenten Wasser. Reines kohlensaures Kali muß sich im Wasser vollständig lösen; die mit Salpetersäure neutralisirte Lösung darf mit Chlorbaryum, salpetersaurem Silberoxyd, oxalsaurem Kali keinen Niederschlag geben. Zu vielen pharmaceutischen u. fast allen technischen Zwecken ist das durch Reinigung der Pottasche gewonnene hinreichend rein. Die Lösung von 1 Theil trockenem kohlensaurem Kali u. 2 Theilen Wasser ist als Liquor kali carbonici, statt des nach älterer Vorschrift durch freiwilliges Zerfließen des Kalis an feuchter Luft erhaltenen Weinsteinöls (Oleum tartari per deliquium) officinell, wird als säuretilgendes, auflösendes, diuretisches Mittel gegen Säure, Drüsengeschwülste etc., für sich od. mit bitteren auflösenden Extracten sehr verdünnt, zu einigen Gran angewendet. Doppelt kohlensaures Kali (Kali bicarbonicum, Bicarbonas kalicus), KO, CO2 + HO, CO2, entsteht bei der Einwirkung von Kohlensäure auf neutrales kohlensaures Kali; man bereitet es am besten, indem man über eine concentrirte Lösung von kohlensaurem Kali Kohlensäure leitet. Es scheidet sich in[644] großen farblosen, durchsichtigen rhombischen Säulen mit 1 Äquiv. Wasser ab, ist luftbeständig, hat einen milden, wenig alkalischen Geschmack, löst sich in 4 Theilen kaltem Wasser, leichter in heißem, sehr wenig in Alkohol; beim Kochen entweicht Kohlensäure u. das Salz geht bei wiederholtem Verdunsten im Vacuum in neutrales über. Es gibt mit Magnesiasalzen keinen Niederschlag p) Kohlensaurer Kalk. Neutraler kohlensaurer Kalk, Ca O, CO2, ist in der Natur sehr verbreitet; er findet sich als Kalkspath, Arragonit, Kreide, Kalkstein, Tropfstein, Marmor, in Verbindung mit kohlensaurer Magnesia als Dolomit u. Braunspath; er kommt ferner als Hauptbestandtheil der Muschel- u. Eierschalen u. in geringer Menge in den Knochen vor. Der natürlich vorkommende kohlensaure Kalk krystallisirt in zwei wesentlich verschiedenen Krystallformen (ist dimorph); als Kalkspath bildet er Rhomboëder, sechsseitige Säulen u. andere Formen des hexagonalen Systems, als Arragonit aber erscheint er in Krystallen des rhombischen Systems. Künstlich kann man die eine Form in die andere überführen; erhitzt man nämlich Arragonit bis zum schwachen Glühen, so schwillt er auf u. zerfällt in ein weißes Pulver, dessen Theilchen die Form des Kalkspathes haben. Fällt man kohlensauren Kalk aus kalter Lösung, so zeigt der Niederschlag unter dem Mikroskop die Formen des Kalkspaths; aus heißer Lösung erhält man Arragonitkrystalle. Man erhält den kohlensauren Kalk rein durch Auflösen von möglichst reinem Marmor in Salpetersäure, Fällen der etwa vorhandenen Thonerde, Eisenoxyd etc. mit Ammoniak u. Niederschlagen der filtrirten Flüssigkeit mit kohlensaurem Ammoniak. Er ist weiß, in Wasser wenig löslich, löslich dagegen in kohlensaurem Wasser, frisch gefällt wird er von Salmiak u. kohlensaurem Ammoniak aufgelöst. Durch Glühen in einem. Luftstrom verliert er die Kohlensäure u. wird zu Ätzkalk; mit Kohle od. organischen Substanzen (Zucker etc.) vermischt, entweicht die Kohlensäure schon bei schwachem Glühen. Saurer kohlensaurer Kalk, wahrscheinlich Ca O, 2 CO2, ist im trockenen Zustand nicht bekannt; er entsteht durch Auflösen von kohlensaurem Kalk in kohlensaurem Wasser; beim Verdampfen des Wassers verliert er Kohlensäure u. geht in das neutrale Salz über. Er findet sich in den meisten Quellwassern u. ist die Ursache der Bildung des Kesselsteins, auch gibt er durch die Ausscheidung von kohlensaurem Kalk beim Verdunsten des Wassers Veranlassung zur Bildung von Kalktuff, Kalksinter, Tropfstein etc. An feuchter Luft zieht der gebrannte Kalk Kohlensäure u. Wasser an u. zerfällt, indem sich halbkohlensaurer Kalk, Ca O, CO2 + Ca O, HO, bildet, welcher durch gelindes Glühen in 2 Ca O, CO2 übergeht. q) Kohlensaures Kobaltoxydul, das neutrale Salz, Co O, CO2, ist nicht bekannt. Wenn man eine Kobaltoxydullösung mit kohlensaurem Alkali fällt, so entsteht ein rosenrother Niederschlag, welcher nach der Formel 2 (Co O, CO2) + 3 (Co O, HO) + Aq zusammengesetzt ist. r) Kohlensaures Kupferoxyd. Das neutrale Salz, Cu O. COs, ist nur in Verbindungen bekannt; es bildet mit kohlensauren Alkalien Doppelsalze, mit Ammoniak gibt es eine schön blaue Lösung, aus der die Verbindung Cu O . CO2 + H3N krystallisirt; man erhält dieselbe durch Auflösen des halbkohlensauren Kupferoxyds in kohlensaurem Ammoniak. Zweidrittel kohlensaures Kupferoxyd, 3 Cu O, 2 CO2 + HO = 2 (Cu O, CO2) + Cu O, HO, kommt natürlich als Kupferlasur vor. Halbkohlensaures Kupferoxyd, Cu O, CO2 + Cu O, HO, findet sich in der Natur als Malachit u. ist Bestandtheil der als Berggrün u. Braunschweiger Grün bekannten Malerfarben. Künstlich erhält man es als grünlichblauen Niederschlag durch Fällen einer Kupferoxydlösung mit kohlensaurem Alkali. Es bildet sich auch als sogenannter Kupferrost od. Grünspan, wenn man Kupfer der feuchten Luft aussetzt. Verdünnt man die Lösung, aus der sich das kohlensaure Kupferoxydammoniak abgesetzt hat, mit viel Wasser, so entsteht ein blauer Niederschlag von der Zusammensetzung Cu O, CO2 + 2 (Cu O, HO). Kohlensaures Kupferoxydul, soll entstehen, wenn man eine Auflösung durch Kupferchlorür in Salzsäure durch kohlensaures Natron fällt. Nach Gmelin ist dieser Niederschlag nur Kupferoxydulhydrat. s) Kohlensaures Lithion, Li O, CO2, entsteht durch Glühen von essigsaurem Lithion od. durch Fällen einer Lösung von Chlorlithium mit neutralem kohlensaurem Ammoniak. Beim Vermischen einer Lösung von schwefelsaurem Lithion mit kohlensaurem Kali scheidet sich das kohlensaure Lithion erst beim Kochen ab. t) Kohlensaure Magnesia. Neutrale kohlensaure Magnesia, Mg O, CO2, kommt im Mineralreich als Magnesit vor, in Verbindung mit kohlensaurem Kalk, Eisen u. Manganoxydul als Dolomit, Bitterspath, Braunspath, Sphärosiderit etc. Künstlich erhält man sie durch Verdampfen einer Lösung von doppelt kohlensaurer Magnesia in der Wärme; bei freiwilligem Verdunsten setzen sich sechsseitig prismatische Krystalle mit 3 Atomen Wasser ab; läßt man die Lösung in der Winterkälte stehen, so bilden sich tafelförmige Krystalle, welche 5 At. Wasser enthalten. Mit den kohlensauren Alkalien verbindet sich die kohlensaure Magnesia zu Doppelsalzen; die kohlensaure Kalimagnesia erhält man durch Vermischen einer Auflösung von doppelt kohlensaurem Kali mit Chlormagnesium; sie scheidet sich in farblosen Krystallen von der Zusammensetzung KO, CO2 + 2 (Mg O, CO2) + 9 aq. aus. Doppeltkohlensaure Magnesia, Mg O, 2 CO2, kommt häufig in Mineralwässern vor; bildet sich, wenn der aus einem Magnesiasalz durch kohlensaure Alkalien gefällte Niederschlag mit Wasser angerührt u. in die Mischung Kohlensäure geleitet wird, bis die Flüssigkeit klar geworden ist; sie schmeckt bitter u. reagirt schwach alkalisch. Durch Fällen eines löslichen Magnesiasalzes durch kohlensaure Alkalien erhält man einen weißen Niederschlag, welcher gewöhnlich kohlensaure Magnesia (weiße Magnesia) genannt wird u. im Allgemeinen aus einer Verbindung von neutraler kohlensaurer Magnesia mit Magnesiahydrat besteht; in der Medicin ist er unter dein Namen Magnesia (Magnesia alba, Magnesia carbonica) angewendet. Es ist ein weißes, sehr lockeres u. leichtes Pulver, löst sich in 2500 Theilen kaltem u. 9000 Theilen kochendem, leichter in kohlensäurehaltigem Wasser. Es wurde zu Anfang des 18. Jahrh. in Rom aus der Mutterlauge des Salpeters (daher Magnesia Nitri) dargestellt u. als Geheimmittel (Pulver des Grafen Palm) verkauft. Valentin machte zuerst die Bereitung bekannt, welche später von Anderen verbessert wurde. Sie wird aus der Mutterlauge des Kochsalzes od. dem Epsomer, Seidschützer od. anderen Bitterwässern od. aus einer kochenden Lösung von Bittersalz[645] durch Fällen mit kohlensaurem Kali od. Natron erhalten; die feuchte Masse wird in Formen von porösem Stein, Gyps, Kreide etc. locker eingedrückt, u. wenn sie zusammenhängend geworden ist, an der Luft getrocknet. Wird in Pulverform als absorbirendes, säuretilgendes Mittel, daher als Zusatz mehrerer Kinderpulver, Milchpulver etc., auch mit Weinsteinsäure als eine Art Brausepulver verordnet. u) Kohlensaures Manganoxydul, Mn O, CO2, findet sich natürlich im Manganspath; das künstlich dargestellte Salz ist weiß u. wird im feuchten Zustand braun, ebenso beim Glühen an der Luft; von kohlensäurehaltigem Wasser wird es unter Bildung eines sauren Salzes aufgelöst. v) Kohlensaures Methylamin, C2H5N, CO2 + HO, entsteht durch die Destillation von salzsaurem Methylamin mit kohlensaurem Kalk; ein zerfließliches Salz, welches stark alkalisch reagirt u. selbst bei gewöhnlicher Temperatur flüchtig ist. Beim Erhitzen verwandelt es sich in farblose, ammoniakalische, nicht entzündliche Dämpfe. Zweifach kohlensaures Methylamin, C2H5N, 2 CO2, als solches läßt sich das Urethylan (Methylurethan), C4H5NO4, welches mit Glycocoll u. dem salpetrigsauren Äthyloxyd isomer ist, betrachten. w) Kohlensaures Methyloxyd, C2H3O, CO2, bildet sich neben Urethylan bei der Einwirkung von Chlorcyan auf Holzgeist; existirt außerdem nur in Verbindung mit kohlensaurem Kali u. Baryt. x) Kohlensaures Natron. Das einfach kohlensaure Natron (Natrum carbonicum), Na O, CO2, bildet den Hauptbestandtheil der Soda (s.d.); das in den Handel als krystallisirte Soda vorkommende Salz enthält 10 At. Wasser, bildet farblose durchsichtige schiefe rhombische Säulen, welche an der Luft verwittern u. zu einem weißen Pulver zerfallen; in der Hitze schmelzen sie in ihrem Krystallwasser u. verlieren dasselbe. Es schmeckt kühlend, reagirt alkalisch, verliert seine Kohlensäure auch in starker Glühhitze nicht; das wasserfreie Salz löst sich in 5 Theilen Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt leichter als kohlensaures Kali, doch schmilzt ein Gemisch beider leichter, als jedes für sich. Je nach der Temperatur u. der Bereitungsweise erhält man das kohlensaure Natron mit verschiedenem Wassergehalt krystallisirt, so existiren Salze mit 8, 7, 6, 5 u. 1 At. Wasser. Doppelt kohlensaures Natron (Natrum bicarbonicum), Na O, CO2 + HO, CO2, stellt man am besten dar, indem man in ein trockenes Gemisch von 1 Äquiv. krystallisirtem u. 9 Äquiv. wasserfreiem kohlensauren Natron Kohlensäure leitet. Es krystallisirt in schiefen, vierseitigen Tafeln, verliert beim Erhitzen Kohlensäure, reagirt alkalisch, gibt mit Magnesiasalzen keinen Niederschlag. An der Luft verwittert es u. verliert Kohlensäure. Es dient zur Bereitung von Brausepulver u. künstlichen kohlensauren Mineralwässern. Anderthalb kohlensaures Natron, 2 Na O 3 CO2 + 3 aq., findet sich häufig auf der Erdoberfläche, so in großer Menge in der Provinz Sukena in der Barbarei, wo es die Oberfläche der Erde überzieht u. von den Eingeborenen Trona genannt wird; in Südamerika in einem See bei Merida in Columbien, die Indianer gewinnen es aus dem Wasser desselben durch Abdampfen u. Krystallisiren, nennen es Urao u. wenden es zur Bereitung des Mo an, welcher aus einem Gemisch von (Urao u. Tabaksextract besteht u. von den Eingeborenen zur Absonderung reichlichen Speichels in den Mund genommen wird. y) Kohlensaures Nickeloxydul, Ni O, CO2, ist noch nicht rein dargestellt; durch Fällen einer Lösung von Nickeloxydul mit kohlensaurem Alkali entsteht ein blaßgrüner Niederschlag, welcher nach dem Trocknen eine dichte schwarzgrüne Masse von muscheligem, fettglänzendem Bruche zeigt, 5 Ni O, 2 CO2 + 8 HO. Beim Vermischen einer siedenden Lösung eines Nickelsalzes mit einfach kohlensaurem Kali erhält man einen grasgrünen Niederschlag von der Zusammensetzung 5 Ni O, 2 CO2 + 5 HO; zweifach kohlensaures Kali fällt in der Kälte eine Verbindung von der Formel 3 Ni O, 2 CO2 + 6 HO. Der Nickelsmaragd ist ein in Pennsylvanien u. Tejas vorkommendes natürliches basisch kohlensaures Nickeloxydul, Ni O, CO2 + 2 (Ni O, 3 HO). Mit kohlensaurem Ammoniak bildet das kohlensaure Nickeloxydul ein Doppelsalz. z) Kohlensaures Palladiumoxydul, entsteht beim Vermischen von aufgelöstem Palladiumoxydul mit kohlensaurem Alkali als hellgelber Niederschlag. aa) Kohlensaures Platinoxyd u. Platinoxydul sind nicht bekannt. bb) Kohlensaures Quecksilberoxyd, nur als basisches Salz bekannt, braunrother Niederschlag, welcher sich beim Fällen von salpetersaurem Quecksilberoxyd mit kohlensaurem Alkali bildet. Die durch zweifach kohlensaures Alkali hervorgebrachte Verbindung ist nach der Formel CO2, 4 HgO, die durch einfach kohlensaures Alkali erzeugte nach der Formel CO2 + 3 HgO zusammengesetzt. Kohlensaures Quecksilberoxydul, Hg2O, CO2, durch Vermischen einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul mit zweifach kohlensaurem Alkali u. Auswaschen des Niederschlages mit kohlensäurehaltigem Wasser erhalten; hellgelbes Pulver, welches sehr leicht in Oxyd, Quecksilber u. Kohlensäure zerfällt, wird vom Lichte geschwärzt. cc) Kohlensaurer Strontian, kommt in der Natur als Strontianit vor. Der künstlich bereitete ist dem kohlensauren Baryt ähnlich, nicht giftig, wenig löslich in Wasser, leichter löslich in kohlensaurem Wasser, findet sich daher auch in Mineralwässern. dd) Kohlensaures Uranoxyd u. Uranoxydul sind nicht bekannt. Aus der Lösung der Uranoxydulsalze fällen kohlensaure Alkalien unter Entweichen von Kohlensäure Oxydulhydrat. In den Lösungen der Uranoxydsalze erzeugen kohlensaure Alkalien gelbe Niederschläge, die Uranoxyd, Alkali u. Kohlensäure enthalten u. sich im Überschusse des Fällungsmittels zu löslichen Doppelsalzen auflösen; das Kohlensaure Uranoxydkali, 2 (KO, CO2) + U2O3, CO2, das Natronsalz u. das Ammoniaksalz, 2 (NH4O, CO2) + U2O3, CO2; werden durch Fällen von salpetersaurem Uranoxyd mit dem betreffenden kohlensauren Alkali u. Digestion des entstandenen Niederschlages mit dem doppeltkohlensauren Alkali dargestellt. ee) Kohlensaures Wismuthoxyd, Bi2O3, CO2, durch Fällen von salpetersaurem Wismuthoxyd mit kohlensaurem Alkali erhalten, ist ein weißer, in kohlensäurehaltigem Wasser unlöslicher Niederschlag. ff) Kohlensaure Yttererde, YO, CO2 + 3 HO, entsteht als weißer Niederschlag durch Fällen eines Yttererdesalzes mit kohlensaurem Natron; weißer, flockiger Niederschlag, der sich in ein körnig krystallinisches glänzendes Pulver verwandelt. gg) Kohlensaures Zinkoxyd, Zn O, CO2, findet sich als Galmey u. Zinkspath im Mineralreiche; es kann sich in mehreren Verhältnissen mit Zinkoxydhydrat verbinden. CO2 + 2 Zn O bildet sich, wenn man [646] Zinkvitriol in der Kälte mit anderthalb kohlensaurem Natron niederschlägt u. den Niederschlag trocknet; er besteht aus 2 (CO2 + 2 Zn O) + 3 aq. Ein basisches Salz, Zn O, CO2 + 2 ZnO, HO + aq., kommt in der Natur als Zinkblüthe vor. Außerdem hat man noch verschiedene Verbindungen von kohlensaurem Zinkoxyd mit Zinkoxydhydrat dargestellt. Das kohlensaure Zinkoxyd verbindet sich mit den K-n S-n der Alkalien zu Doppelsalzen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 642-647.
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