Wolframsaure Salze

[332] Wolframsaure Salze. Die Verbindungen der Wolframsäure (s.u. Wolfram A) c) mit Basen. Dieselben zeigen, je nachdem sie die unlösliche od., die lösliche Modification der Wolframsäure enthalten, verschiedenen chemischen Charakter, man unterscheidet daher die letzteren als metawolframsaure Salze. Laurent nahm fünf verschiedene Wolframsäuren an (s.u. Wolfram A) c) u. diesen entsprechend auch eben so viel Salze von verschiedener Constitution, doch lassen diese sich sämmtlich auf die Salze der beiden Modificationen der Wolframsäure zurückführen. a) Wolframsaures Ammoniak. Ammoniakflüssigkeit löst Wolframsäure unter Bildung eines neutralen Salzes auf, welches beim Verdampfen der Lösung in saures Salz übergeht u. in glasglänzenden rhombischen Krystallen anschießt, welche die Zusammensetzung 3H4NO, 7WO3 + 6HO haben. Beim Erhitzen gibt das Salz Ammoniak u. Wasser u. hinterläßt, wenn die Luft abgeschlossen ist, blaues Wolframoxyd, bei Luftzutritt Wolframsäure. Mischt man concentrirte warme Lösungen von neutralem wolframsaurem Natron u. Chlorammonium zu gleichen Äquivalenttheilen, so bildet sich ein Doppelsalz von saurem wolframsaurem Ammoniak u. saurem wolframsaurem Natron in weißen glänzenden Schuppen von der Zusammensetzung 2(H4NO, 2WO3) + NaO, 3WO3 + 3HO. Metawolframsaures Ammoniak entsteht aus dem gewöhnlichen wolframsauren Ammoniak, wenn man die Lösung desselben unter Zusatz von etwas Salpetersäure od. Salzsäure anhaltend bis zum Sieden erhitzt, u. bildet stark glänzende Octaëder, welche im Wasser leicht löslich sind, an der Luft verwittern u. undurchsichtig werden; ihre Zusammensetzung ist nach den neuesten Untersuchungen Scheiblers H4NO, 4WO3 + 9HO. b) Wolframsaurer Baryt, BaO, WO3, krystallisirt in großen farblosen Octaedern; durch Schmelzen von wolframsaurem Natron, Chlorbarium u. Kochsalz u. Auslaugen der Masse erhalten, ist unlöslich; das saure Salz ist nach der Formel 3BaO, 7WO3 + 8HO zusammengesetzt u. sehr schwer löslich. Metawolframsaurer Baryt, beim Vermischen der concentrirten Lösungen von metawolframsaurem Amoniak u. Chlorbarium erhalten, bildet große glänzende Krystalle von der Zusammensetzung BaO, 4WO3 + 9HO, welche sich leicht in heißem Wasser lösen; von viel Wasser werden sie zersetzt. Es können durch Wechselzersetzung mit den schwefelsauren Salzen anderer Basen die Metawolframsauren Salze dieser letzteren erhalten werden. c) Wolframsaures Bleioxyd ist das Mineral Scheelbleierz; künstlich gewinnt man es als farblose glänzende Krystalle beim Schmelzen von wolframsaurem Natron mit Chlorblei, auf nassem Wege durch Fällen von saurem wolframsaurem Ammoniak mit Bleisalzen als weißen Niederschlag. Metawolframsaures Bleioxyd, PbO4 WO3 + 6HO, krystallisirt in langen seidenglänzenden Nadeln, welche sich in Salpetersäure leicht lösen. d) Wolframsaures Chromoxyd, Cr2O3, 3WO3 + 13HO, hellgrüner, in Säuren löslicher Niederschlag beim Vermischen der Lösungen von wolframsauren Alkalien u. Chromoxydsalzen. e) Wolframsaures Eisenoxyd, Eisenchloridlösung gibt mit saurem wolframsaurem Ammoniak einen isabellfarbenen Niederschlag, welcher sich im Überschuß von Eisenchlorid löst. f) Wolframsaures Eisenoxydul, FeO, WO3, durch Schmelzen von wolframsaurem Natron, Eisenchlorür u. Kochsalz erhalten, bildet dunkelschwarze undurchsichtige stark glänzende Krystalle. Eisenvitriol gibt mit saurem wolframsaurem Ammoniak einen braunen Niederschlag g) Wolframsaures Kali. Das neutrale Salz KO, WO3 + 5HO erhält man durch Auflösen von Kali in Wolframsäure od. Schmelzen von kohlensaurem Kali mit W. u. Auskochen der geschmolzenen Masse mit Wasser; es krystallisirt in farblosen sechsseitigen Prismen von stark alkalischer Reaction. Aus der Lösung dieses Salzes fällt Kohlensäure schwerlösliche perlmutterglänzende Krystalle von saurem wolframsaurem Kali KO, 2WO3 + 3HO. Ein anderes saures Salz von der Zusammensetzung 2KO, 3WO3 + KO, 4WO3 + 6HO erhält man durch Schmelzen des neutralen Salzes mit Wolframsäure u. Auslaugen der Masse als krystallinisch glänzendes Pulver. Metawolframsaures Kali. Aus einer Lösung von Wolframsäurehydrat in einer kochenden Auflösung von wolframsaurem [332] Kali krystallisirt das Salz KO, 5WO3 + 5HO; es ist in Wasser leicht löslich, Säuren fällen aus der Lösung die Säure erst nach einiger Zeit, aber sofort, wenn vorher Alkali zugesetzt wurde. h) Wolframsaurer Kalk findet sich in der Natur als Tungstein (Scheelit); künstlich erhält man das Salz als weißen, in Wasser unlöslichen Niederschlag beim Fällen von wolframsaurem Ammoniak mit Chlorcalcium; durch Schmelzen von wasserfreiem wolframsaurem Natron mit Chlorcalcium u. Kochsalz u. Auskochen der geschmolzenen Masse erhält man es krystallisirt. i)Wolframsaure Magnesia, durch Kochen von kohlensaurer Magnesia u. Wolframsäure mit Wasser darzustellen, krystallisirt in glänzenden luftbeständigen Schuppen; schmilzt man wolframsaures Natron, Chlormagnesium u. Kochsalz u. laugt die Masse aus, so krystallisiren aus der Flüssigkeit farblose octaëdrische Krystalle des Salzes MgO, WO3. k) Wolframsaures Manganoxydul, durch Fällen von Manganoxydulsalzlösungen mit wolframsauren Alkalien; weißer Niederschlag. l) Wolframsaures Natron. Das neutrale Salz NaO, WO3 + 2HO wird wie das Kalisalz erhalten, krystallisirt in luftbeständigen rhombischen Tafeln, welche sich leicht in kaltem Wasser ohne Zersetzung lösen. Das saure Salz, 3NaO, 7WO3 + 14HO (das aus kalter Lösung krystallisirte Salz enthält 16HO) wird wie das Kalisalz gewonnen, krystallisirt leicht, verwittert an trockner Luft, bei 300° verliert es das Wasser, bleibt aber löslich. Durch Einleiten von Kohlensäure in die Lösung des neutralen Salzes erhält man ein Salz von der Zusammensetzung NaO, 2WO3 + 3HO. Metawolframsaures Natron NaO, 4WO3 + 9HO, entsteht beim Kochen von wolframsaurem Natron mit überschüssigem Wolframsäurehydrat. m) Wolframsaures Nickeloxydul, lichtgrüner Niederschlag beim Vermischen der Lösungen von saurem wolframsaurem Ammoniak u. schwefelsaurem Nickeloxydul. n) Wolframsaurer Strontian, das neutrale wie das saure Salz sind weiße Niederschläge, wird wie das Barytsalz erhalten, das saure Salz hat die Zusammensetzung 3 SrO, 7WO3 + 4HO. o) Wolframsaure Thonerde fällt als weißer Niederschlag beim Vermischen von Alaunlösung mit wolframsauren Alkalien; das saure Salz trocknet zu einer glasigen Masse von muscheligem Bruch ein. p) Wolframsaures Wolframoxyd. s.u. Wolfram A) b). q) Wolframsaures Zinkoxyd, durch Schmelzen von wolframsaurem Natron, Chlorzink u. Kochsalz u. Auslaugen der Masse erhalten; krystallisirt in farblosen quadratischen Säulen. Schwefelsaures Zinkoxyd u. saures wolframsaures Ammoniak geben kleine schneeweiße Nadeln von Wolframsaurem Zinkoxyd-Ammoniak 2 (ZnO, 2WO3) + H4NO, 3WO3 + 13HO. r) Wolframsaures Zinnoxyd, entsteht als weißer flockiger in Säuren löslicher Niederschlag beim Fällen von Ammoniumzinnchlorid mit saurem wolframsaurem Ammoniak.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 332-333.
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