Amphibie

[194] Amphibie. Eine Thiergattung, welche sich von den Fischen und Säugethieren durch auffallende Merkmale unterscheidet von den Fischen dadurch, daß sie durch Lungen athmen, von den Säugethieren und Vögeln aber, daß sie kaltes Blut haben. Hierunter versteht man Blut, welches die Temperatur des sie umgebenden Mittels annimmt, also so kalt oder warm ist, wie die Luft, die Erde, das Wasser, worin sie leben. Früher nannte man Amphibien irriger Weise Thiere, welche in dem Wasser und auf dem Lande leben können, wornach der Aal auch darunter zu zählen wäre. Aber es gibt Amphibien, welche nur auf dem Lande, andere, welche nur im Wasser und solche, die hier wie dort leben können. Unter keiner größern Thiergattung sind die Formen so verschieden, wie bei diesen: Krokodil, Schlange, Schildkröte, Frosch etc. gehören zu ihnen. Eben so verschieden sind ihre Vertheidigungsmittel. Eine ungeheure Muskelkraft, ein mächtiges Gebiß, ein scharfes, schnell tödtendes Gift, undurchdringliche Decken zeichnen sie aus und bilden ihre Angriffs- oder Vertheidigungswaffen. Einige[194] sind genießbar, von anderen braucht man Haut oder Schale. Das Schildkrötenfleisch liefert treffliche Suppen und Ragouts, ihre Decken sind Gegenstände des Luxus, (Schildpatt und Schildkrott). Die Frösche werden lebendig zerschnitten, abgehäutet und grillirt. In manchen Ländern speist man sogar die Schlangen als Leckerbissen und gerbt ihre Haut zu festem Leder. Des Krokodils harten Rücken wählt sich der Wilde zum Schild. Besonders merkwürdig an diesen Thieren ist die ungewöhnliche Wiedererzeugungs- (Reproduktions-) Kraft; denn abgehauene Glieder wachsen ihnen wieder. Dieses rührt ohne Zweifel daher, daß sie keine Knochen, sondern nur Knorpel (daher Knorpelthiere) haben und diese sich leichter ersetzen, als jene. Ihr Leben ist äußerst zähe: Schildkröten leben mit abgehauenem Kopf Tage und Wochen, Eidechsen ohne alle Nahrung sogar Jahre lang, Schlangen, welche einen Tieger verschlingen können, fressen nach solcher Mahlzeit oft anderthalb Jahre lang nichts. Andere, wie z. B. das Krokodil sind dagegen äußerst gefräßig. Frösche und Kröten hat man in Steinen eingeschlossen gefunden, worin sie ohne Luft, Licht und Nahrung Jahrhunderte gelebt haben.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 194-195.
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