Chor

[383] Chor in der Musik, drückt die Empfindungen der Masse aus, während die Arie einzelne, das Duett, Terzett etc. verschiedene ausspricht. Da die Menge, will sie sich geltend machen, die einzele aen Interessen hintenansetzen, sich concentriren muß, so bedarf sie, um zu wirken, einfacherer, allgemeinerer Mittel. Händel verstand den Chor am kräftigsten zu behandeln. Wie in den griechischen Tragödien, findet man auch in Oratorien und Opern Doppelchöre, Gespräche im Großen zwischen zwei Parteien. Daß man unten Chor auch Gesellschaften von Musikern versteht, ist bekannt. Bei[383] den Griechen war der Chor ein Verein von Tänzern und Sängern, um öffentliche und religiöse Feste zu verherrlichen. Später ward er das vorzugsweise Eigenthum der dramatischen Poesie, beschäftigte sich aber in der Tragödie nicht unmittelbar mit dem Inhalte des Drama, sondern war vielmehr der Repräsentant des Gefühls, welches der Dialog auf die Zuhörer bewirkt hatte. Schiller in seiner Braut von Messina macht uns den Chor der Alten anschaulich.

R. S.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 383-384.
Lizenz:
Faksimiles:
383 | 384
Kategorien: