Müller, Wilhelmine

[309] Müller, Wilhelmine, geb. Maisch, geb. zu Pforzheim im Großherzogthum Baden 1740, widmete schon frühzeitig der Dichtkunst ihre einsamen Stunden, und die jugendliche Begeisterung, welche ihre Schöpfungen hervorrief, ließ sie oft die drückenden Verhältnisse ihres häuslichen Lebens vergessen. Der Erzherzog Karl von Oestreich hatte durch seine Menschlichkeit und Tapferkeit ihre Phantasie entflammt: ihm widmete sie, als ihrem Helden, die ersten Gesänge, die aus ihrer vollen Seele quollen, und nicht nur seinen kriegerischen Ruhm pflegte sie zu verherrlichen, auch für das Glück seines Herzens war sie bedacht, und forschte in ihren Liedern, ob unter den Fürstentöchtern Deutschlands nicht eine Thusnelde sei, würdig den deutschen Helden durch zarte Liebe zu beglücken. Schon in den Herbst des Lebens vorgerückt und kränkelnd durch manche Täuschung, manchen Kummer, vom Schicksal ihr geboten, entschloß sie sich im Jahr 1798 zur Ehe mit dem Buchhändler Müller in Karlsruhe. Allein dieser Bund war nicht glücklich, da Verschiedenheit der Ansichten, ihr vielleicht zu sehr verfeinertes Gefühl und ihre immer zunehmende Kränklichkeit sie verstimmten, und sie abhielten, die Pflichten der Hausfrau, die ihr Gatte mit Strenge von ihr forderte, zu erfüllen. Alle ihre Gedichte der damaligen Zeit tragen den Stempel einer tiefen Schwermuth und einer Unzufriedenheit mit ihrem Geschicke, die sie vergebens zu bekämpfen suchte. Im Jahr 1306 begab sie sich nach Wien zu einer ihrer Schwestern, doch weder die Veränderung der Luft, die man für wohlthuend hielt, noch die größere Sorglosigkeit konnte den schwachen Funken in ihrem Innern, der sich zum Verlöschen neigte, wieder anfachen.[309] Sie starb den 12. December 1807, und die Achtung ihrer Zeitgenossen, die ihrem reinen, poetischen Sinne und die moralische Tendenz ihrer Schriften, so wie ihres Wandels zu schätzen wußten, folgte ihr in's Grab.

A.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 309-310.
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