Parfumerien

[96] Parfumerien, liefert vorzugsweise der Orient, wo die glühenderen Sonnenstrahlen das Oel im Rosenkelche kochen und der ächte Jasmin seine duftenden, zahllosen Blüthenmassen entfaltet. Aus beiden Blumen werden die dem Morgenländer angenehmsten Essenzen bereitet, und wenn sie in seinen glänzenden Harems ihre Wohlgerüche mit den bläulichen Dämpfen von Weihrauch und Ambra vermählen, dann entbehrt er gern die mille fleurs der Pariser Destillateure. Letztere verstehen bekanntlich am besten den Geruch der schnellwelkenden Pflanzen in Wässern und Oelen festzuhalten - Das Veilchen, die Vanille, Orange, Reseda, Nelke und der Jasmin spenden nächst der Rose die feinsten Parfumerien; die Alpenkräuter, der Lavendel des Südens und die Gewürze beider Indien mit jenen vereinigt, geben abgetrocknet und feingeschnitten die duftenden sachets und Kistchen, welche die Damen so sehr lieben, und die immer wieder nur Frankreichs Hauptstadt in gleicher Vollkommenheit fabricirt. Eine Wissenschaft, nicht minder französischen Ursprungs, ist das Bereiten des sogenannten pot-pourri, wozu die geeigneten Vasen in keinem Boudoir fehlen dürfen. Getrocknete Rosenblätter, Reseda, Orangenblüthen, grüne, mit Näglein gespickte Orangen, Veilchenwurzel und Lavendel sind die Hauptbestandtheile dazu, und obschon dieß alle Welt kennt, so ist doch das richtig bereitete pot-pourri nicht minder selten als ächtes eau de Cologne. Dieses beliebteste Parfüm soll zu Kölln selbst nur in der Handlung Farina am Jülichplatze ganz in seiner ursprünglichen Kraft zu erhalten sein, und verdankt seine Hauptsubstanzen ebenfalls den[96] Schweizer Triften und Alpen. In kochendem Wasser verflüchtigt, gibt es das feinste Räucherungsmittel und übertrifft an gesunder Wirksamkeit alle wohlriechenden Harze, den Bernstein mit eingeschlossen. Endlich warnen wir noch vor dem Ankaufe des gewöhnlichen Rosenöls. Unverfälschtes zu erhalten ist fast eben so schwer, als die Erlangung chinesischen Thees. Um das wahre orientalische zu erkennen, sehe man, ob die Masse im Glase kleine Klümpchen bildet, gleichsam gefroren (fr. coagulé, geronnen) erscheint. Schon die Enveloppen des ächten hauchen einen so starken Geruch aus, daß sie ganze Zimmer parfümiren.

F.

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Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 96-97.
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