Physisch

[121] Physisch (physikon): natürlich (g. d.), naturgesetzlich, körperlich (g. d.). Das Physische im engeren Sinne wird vom Psychischen (s. d.) unterschieden. im weiteren Sinne umfaßt es auch die niedere Form des Psychischen und bedeutet dann den Gegensatz zum Geistigen (s. d.), Ethischen (s. d.), zu dem,[121] was dem freien Willen und der Vernunft angehört. auch zum Metaphysischen (s. d.).

ARISTOTELES versteht unter dem physikon alles Natürliche (s. d.), d.h. was das Princip seiner Bewegung in sich hat. Physikôs wird dem logikôs gegenübergestellt (De gener. et corrupt. I 2, 316a 11. Phys. II 7, 198a 23). Ähnlich THOMAS (1 gener. 3). – Nach FECHNER ist körperlich alles, »was als Object äußerer sinnlicher Wahrnehmung faßbar ist oder einem solchen Objecte zukommt, in ein solches Object fällt« (Zend-Av. I, S. XIX). HARMS definiert: »Physisch ist alles, was nach allgemeinen Gesetzen stets in derselben Weise mit Notwendigkeit aus den bewegenden Kräften der Dinge entsteht.« Ethisch ist, »was aus Willenskräften in unendlichen Modificationen nach Gesetzen frei geschieht« (Log. S. 1). E. v. HARTMANN erklärt: »Physisch ist jede Kraftäußerung, die eine Veränderung in der objectiv-realen Welt hervorbringt. materiell aber heißt nur eine solche Anordnung bestimmter Kraftäußerungen, durch welche die subjectiv-ideale Erscheinung einer stofflichen Raumerfüllung im Bewußtsein eines wahrnehmenden Beobachters hervorgerufen wird« (Mod. Psychol. S. 366). Nach WITTE ist physisch »jedes Phänomen, welches seiner ganzen Natur nach nur mittelbares Object äußerer Empfindung oder Wahrnehmung sein kann« (Wes. d. Seele S. IV). Nach H. CORNELIUS sind die »physischen Vorgänge« nichts anderes als »die gesetzmäßigen Zusammenhänge, denen wir unsere Empfindungen einordnen« (Einl. in d. Philos. S. 311). R. AVENARIUS, E. MACH u. a. setzen keinen Gegensatz des Physischen und des Psychischen (s. d.).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 121-122.
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