III.

[454] Nikolaus de Lyra, der berühmte Postillator, welcher durch seine Postillen zum Alten Testament Luther so sehr angeregt hat, daß man in dem Jahrhunderte der Kirchenreform sagte: Si Lyranus non lyrasset, Lutherus non saltasset, verdient auch in der jüdischen Geschichte einen Platz. Seinem Namen begegnet man öfter in jüdischen Schriften. Chajim Ibn-Musa hat 1456 eine Widerlegung verfaßt gegen Lyras apologetische und polemische Schrift, welche unter verschiedenen Titeln zitiert wird, sie lautet aber ursprünglich: Tractatus fratris Nicolaï de Lyra de Messia ejusque adventu, una cum responsione ad Judaeorum argumenta quatuordecim contra veritatem Evangeliorum. Sie befindet sich zum Schlusse der lyranischen Postillen und auch zu Ende der polemischen Schrift des Geronimo de Santa Fé unter dem Titel Hebraeomastix, Frankfurt 1602, von p. 140 an. Lyranus verfaßte diese Abhandlung 1309, wie er daselbst p. 191 angibt. Ibn-Musas Widerlegungsschrift hat zum Titel: ןגמ רפס חמורו; der Verf. bemerkte im Eingange: ... התע ליהתא ונדגנכ םירבדמה שאר אריל יד ואלוקינ דגנכ בישהל רובחה הזב ולש חוכוה רפסב. Zu den Autoren, welche Lyras jüdischen Ursprung behaupten, könnte man auch Ibn-Musa hinzuzählen, welcher von ihm aussagt: רובעב ערזמ שדח ירצונ (ואלוקינ) היה יכ ובישהל םידחפמ ויה םידוהיה םירצונה םירמואש ומכ םינש 'הל היה ידוהיו םידוהיה. Allein nichtsdestoweniger hat Wolf mit seiner Beweisführung recht, daß de Lyra von christlichen Eltern geboren wurde (Bibliotheca I und III s.v.). Ein Passus in der lyranischen polemischen Schrift, welchen auch Wolf übersehen hat, spricht entschieden dafür. Er sagt deutlich aus (zu Ende), daß er selbst mit Juden keinen Umgang gehabt und nur die Erfahrung anderer in betreff der Juden mitteile, warum dieselben eine Antipathie gegen das Christentum haben: Multi tamen Judaei avertuntur a fide Christi triplici de causa. Prima est propter timorem penuriae temporalis ... Alia causa est, quia a cunabulis nutriuntur in odio Christi ... Alia causa est ex difficultate et altitudine eorum, quae in fide catholica proponuntur credenda, sicut est: Trinitas personarum ... duae naturae in persona Christi ... et ideo putant (Judaei) nos tres Deos adorare ... In ipsa sacra Eucharistiä vocant (Judaei) nos pessimos idolatros sicut per experientiam cognoverunt illi, qui frequenter de istis cum eis contulerunt. Da er selbst angibt, daß er das Hebräische wenig verstehe, so ist an seinem christlichen Ursprunge nicht zu zweifeln. Ich zitiere nur noch den Passus aus seinem Prolog zu den Postillen, wo er dies bezeugt, und wo er Raschi so hoch stellt: Similiter intendo non solum dicta doctorum Catholicorum, sed etiam Hebraeorum maxime Rabbi Salomonis, qui inter doctores hebraeos locutus est rationabilus, ad declarationem sensus literalis inducere ... Pestremo quia non sum ita peritus in lingua hebraica vel latina, quin in multis possim deficere etc. Bekannt ist sein übrigens fehlerhaftes Distichon über die vierfache Auslegungsweise der Heiligen Schrift, welche im jüdischen Kreise unter dem Notarikon: סדרפ geläufig ist דוס שורד זמר טשפ. In demselben Prologe heißt es:


Littera gesta docet, quid credas allegoria,

Moralis quid ägas, quo tendas anagogia.


Es ist den Juden entlehnt, und zwar solchen, welche einer verkümmerten und verdorbenen Bibelexegese folgten.


Fußnoten

1 So lautet der Eigenname in der Handschrift der Seminarbibliothek, woraus Dr. Perles dieses Schreiben in der Frankelschen Monatsschrift abgedruckt hat. In der ersten Edition steht dafür ינולצרב המלש 'ר, was natürlich Unsinn ist, da das Folgende dadurch ganz unverständlich bleibt.


2 Das Sendschreiben mit dem genannten Anfang ist als erstes von Alfachar zu betrachten, nicht, wie in der Sammlung angegeben ist, als zweites. Alfachar gibt darin an, warum er Kimchis erstes unbeantwortet gelassen habe »wegen des Vorfalls mit den französischen Rabbinen«; םירבדה ינפמ בישהל יתצא אל ינאו יבבלכ בותכל תאזה תעב יתלוכי אל יכ הבושתה תא ןיבכעמש םע ךל עריאש יל הרח בטיה רשא ערואמה ינפמ ... ךילא ישפנכו הישודקו תפרצ ינבר. Es scheint, daß Kimchi von den französischen Rabbinen mit dem Banne belegt worden war. Darum durfte Alfachar nicht mit ihm verkehren. Der Grund des Bannes ist aus Kimchis und Alfachars Äußerungen zu erklären. Kimchi hat in irgend einer Schrift, vielleicht in seiner Polemik gegen die Karäer – תולעמה רפס (vgl. Carmoly in Josts Annal., Jahrg. 1836, p. 156), behauptet: die halachischen Kontroversen (אברו ייבאד תויוה) werden zur Messiaszeit aufhören. Er hatte ferner für alle Welt die Eze chielische Vision von Gottes Thronwagen im aristotelisch-maimunischen Sinne interpretiert השעמ שוריפ) (רתסנה ךרד לע הבכרמה. Beides wirft ihm Alfachar in seinem Schreiben als Sünde vor: תוקלקלחב םיבר ףינחהל הבכרמב תולעל ץמאתהלו אברו ייבאד תויוה לטבל. Kimchi rechtfertigt sich in seinem zweiten Sendschreiben gegen diese Vorwürfe: תויוהב הבהאב רחובה אוה ינא ינאו ילמע לכמ יקלח הזו אברו ייבא. Dann erwähnt er seine verketzerte Schrift: םנח יאנוש ילע ומיקה רשא רפסה רבדו ןב יריקי ךל הארהש המ אלא ירבד היה אל .הזה םויכ ברואל תמאה ךא .ער ןיא יתבתכש תיארש המבו ירפס ספוטב ותוחא אל יכ וייוה ולטבי חישמה ימיב יכ ... םיניע ילעב לכל יתבתכ דומלתה ןמו םיאיבנה ןמ רורב הזו ... ונתרותב אישוקו קפס היהי יאנגל וערגו ופיסוה םיעשרה םאו .ירפס ספוטב תיאר רשאכ ואשי םנוע תא המח ,םכיניעב ינמישאהל. Kimchi fügt dann hinzu, die französischen Rabbinen hätten ihren Ausspruch gegen ihn zurückgenommen und ihn sogar um Verzeihung gebeten: םנימי רוחא ובישה תפרצ ינבר יכ התעו ינממ הליחמ ושקבו. Kimchi kommt noch einmal in demselben Briefe darauf zurück: ייבא תויוה יתלטב אל ינאו הבכרמב תולעל ץמאתא םאו םהיתותלד לע ינא דקוש יכ אברו .'וכו הזב המית ןיא ... הרומה ברה ונל םיקה רשא םלוסב Ohne diesen Hintergrund bleiben die Kimchischen und Alfacharischen Briefe unverständlich. Dennoch ist dieser Punkt von den Literatoren und auch von Kimchis Biographen ganz unbeachtet geblieben.


3 Das Zeitalter des Verf. von תוהלא תכרעמ ergibt sich daraus, daß er Ben-Adret als Lebenden zitiert, c. 4, p. 66 b und öfter. Seinen Lehrer nennt er c. 5 קחצי 'ר, höchstwahrscheinlich Isaak aus Segovia und nicht Isaak ben Todros, den Lehrer des Schem-Tob Ibn-Gaon in der Kabbala, da die von beiden Schriftstellern mitgeteilten Aussprüche im Namen eines R. Isaak miteinander nicht stimmen. Ob Mose aus Burgos der Verf. des Buches war, ist sehr zweifelhaft. Gewiß war Perez Kohen nicht der Verfasser, wie gewöhnlich angenommen wird, da er gegen die Kabbala eingenommen war.


4 Die Vermutung Josts, daß unter לפשה Sevilla zu verstehen sei, hat viel für sich.


5 Diese Lesart hatte Meïr Gabbaï vor sich (Derech Emuna p. 13 b oben): אבה לכל שרש אוהש ויתוליצא .לובגב.


6 Asriel etymologisiert das Wort הריפס von רפס »Zahl« 2 b: םילטבתמו םימייקתמ (םיארבנה) םהש הזה רדסה רפסמ רדגב רדגנה יוצמ לכל חכ םהש הוריפס ארקנ אוה וב. Spätere leiten es von Saphir ריפס oder von םימשה לא דובכ םירפסמ ab.


7 Dieses kabbalistische in Reimprosa geschriebene Werk, von Mortara aus einem Kodex mitgeteilt, ist bereits ediert in Gabriel Warschauers Sammelwerk unter dem falschen Titel: בוט םש יטוקל p. 15 ff. Denn daß es Jakob ben Scheschet aus Gerona angehört, bezeugt Isaak von Akko (in תריאמ zu חלשיו) und gibt den letzten Teil wörtlich wieder: האנקה בותכל יתיאר דוע תשש רב בקעי ר"ה ... לבוקמה דיסחה אנק רשא ... הלודגה הלפתה ןינעב םיפוסוליפה תבשחמ לע ידנורג. Das Zeitalter gibt der Verfasser selbst an (p. 163): ףלא ורבע רבכו הלוגל הנש ח"עק, in der Warschauer Edition ה"עק, also 1175 oder 1178 seit der Tempelzerstörung = 1243 oder 1246 ist es geschrieben. Vergl. über ihn Carmoly, Itinéraires, p. 280 Note 10, Jellinek, Beiträge II, 44.


8 Statt der sinnlosen Lesart תוטמה ירדס hat Meïr Gabbaï (a.a.O. p. 4b) das Richtige תוצמה ירדסו. Auch für das Folgende hat er bessere Lesarten.


9 Nach einem Schorrschen Ms. (Chaluz IV, 89, Note) lautet der Passus תודוקנהש .הדוקנל בתבבש הרות לישמה אדוקנ שרדמב ל"זר ורמאש ומכ ףוגב חורה ומכ תויתואב שניאד היפוגב ייחד אתמשנכ אתוותאב ימד השמד אתירואב. In der Edition fehlt das Wort שרדמ, und der chaldäische Passus ist auch gekürzt. Es ist möglich, daß die ganze chaldäische Stelle erst später in den Bahir interpoliert wurde.


10 Dieses wertwolle Ms., welches auch תיברעמ zu Neujahr enthält (also für Worms bestimmt war) ist geschrieben von einem Jünger des R. Meïr von Rothenburg vor des letztern Tode, vor 1293.

11 Die Wagenseilsche Ausgabe des חוכו ist sehr fehlerhaft, wie ich mich durch Vergleichung mit einer Handschrift in der Hamburger Stadtbibliothek überzeugt habe. Gleich der Anfang lautet im Ms. anders. Leider ist dieses auch gegen Ende defekt und unleserlich. – Die שיפוקי sind die Jakobiner oder Dominikaner von Paris, die םילבוח Cordeliers.


12 Diese Abhandlung trägt zwar in der Ausgabe und der Quelle, woraus sie der Kodex genommen, nicht den Namen Falaqueras, wohl aber in einer de Rossischen Handschrift. Kodex Nr. 142.


13 Herr Halberstamm bemerkt, daß in einer in seinem Besitze befindlichen Hschr. hier noch die Worte hinzugefügt sind: תרדא ןב המלש 'ר ברה לא, wie ich früher vermutet habe. Kobaks Jeschurun, Jahrg. 1871.


14 Böhmer, der Herausgeber dieses Chronikon, bezweifelt die Richtigkeit der hier angegebenen Tatsache von der Predigt des Erzbischofs gegen den frischen Heiligen unter dem Schutze jüdischer Bewaffneten; sie klingt allerdings seltsam. Indessen gibt auch der mönchische Chronikschreiber zu, daß der »gute Werner« lediglich von Einfältigen als Heiliger verehrt wurde. Und dennoch werden noch heutigen Tages Wallfahrten zum »heiligen Werner« veranstaltet.


15 An die Städte Worms, Speier, Oppenheim und in der Wetterau sind dergleichen Befehle ergangen von dem gleichen Inhalt und Datum.


16 Zunz gibt an, der zweite Schriftsteller, nächst Rekanati, der den Sohar bezeugt, sei Immanuel Romi (in Geigers Zeitschrift IV, S. 193, Note 32): Das soll aus dem Versteil (in Machberet No. 8) folgen: רהזה תדמלה יבא? Aber wie paßt dorthin der Sohar? Immanuel will die Unwissenheit eines jungen Freundes, der sich gegen ihn übermütig benommen, ins Licht setzen. Wäre da der Tadel von der Unkenntnis des Sohar angebracht? Es werden da lauter rein wissenschaftliche Werke genannt, רפס םלועל תיארה ןויגהה לע ךימימ תעמשה שוחה רפס תעדיה ... תפומה רפס םלועל תיאר אלו ... ןויזחה וטסיראל שפנה רפסב המו ... יבא רהזה תדמלה ... שחומה Ganz entschieden hatte Immanuel hier die praktisch-medizinische Schrift des arabischen Arztes Abulkassem Alzaharawi (aus Zahara bei Cordova), die im Mittelalter sehr geschätzt war, im Sinne. In hebräischer Übertragung lautet der Name bald יברהז, bald יוארהז (vgl. Katalog der Wiener hebr. Bibliothek zu Nr. 148 und der Leydener zu Nr. 40, 11; Steinschneider, die hebr. Übersetz. S. 740). Der Name kann also auch יבארהז geschrieben worden sein. Es gibt aber keinen Sinn, wenn man das Wort in רהז und יבא auseinanderreißt.


17 Hier fehlt die Zahl או', denn Akko wurde den Christen entrissen 1291, vgl. o. S. 186.


18 Muß wohl heißen אינלטאקב = Katalonien. Auch im Jochasin ed. Fil. p. 225 kommt diese Korruptel vor איילטיאב הנשמ דיגמ ברה, der in Katalonien gelebt hat.


19 Dieses Zahlwort bedeutet entweder 5096 = 1336 oder, wenn das ה' Tausende angeben will, 509 = 1331. Isaak von Akko lebte also noch lange nach Mose de Leons Tod.


20 Der Schwindel, daß man vermöge eines mystischen Gottesnamens Schriften verfassen und vermittelst eines anderen (שרודה םש) predigen könne, dessen sich deutsche Mystiker zur Zeit Ben-Adrets und noch früher gerühmt haben (vgl. Respp. Ben-Adrets Nr. 548: שרודה םש ותוא ןירוק םשב ןכ ןישועו) – dieser Schwindel kommt auch in Tikune Sohar vor (No. 55 a): יל ןתנ םיהלא 'ה רמתא הילע קידצ והיא שרודה םש םיהלא בתכמ בתכמהו בתוכה םשד הדוקנו ... םירומלןושל. Der Kunde des בתוכה םש rühmte sich auch Joseph ben Todros Abulafia, in einem Zitat, mitgeteilt von Jellinek, Kerem Chemed VIII, p. 105. Von diesem Joseph, der bei der Entstehung des Sohar eine Rolle spielte, hat der de Rossische Kodex Nr. 166,8 ein Sendschreiben an die provenzalischen Rabbinen über den Moré: Josephi fil. Todros dissertatio epistolaria ad Rabbinos Provinciales de Libro Moré Nevochim.

21 In der alten Konstantinop. Editition: ובורק ןאפר.


22 Das. הריבאלאת = Talavera.


23 Wohl zu lesen: רפסל ןומדק רפסמ קיתעמכ.


24 Das ist wohl derselbe Jakob, dem Mose de Leon sein לקשמה רפס oder המכחה שפנה gewidmet hat (das. in der Einleitung).


25 Die Nachträge der םינוקת in der Amsterd. Ed. von 1706 (mit dem Kommentar יבצ תדמח) und im Sohar Chadasch gehören zu den 70 Tikunim, von denen einige kurz und defekt sind. Der םלענה שרדמ befindet sich größtenteils im Sohar Chadasch.


26 So lautet die Lesart in der Cremonenser Edition.


27 Jellinek bringt mit Recht den Tadel gegen den mit dem Raben verglichenen messianischen Verkünder mit dem falschen Propheten in Spanien 1295 in Verbindung. Nur hat er sich von Jost täuschen lassen, daß der eine von ihnen in Leon aufgetreten sei. Die Quelle für diese Tatsache ist nicht Pistorius, sondern Alfonso de Spina in Fortalitium fidei (L. III, Nonum mirabile p. 81 der Nürnberger Edition von 1485), der sie aus der Schrift des Konvertiten Abner-Alfonso, De bellis Dei c. 27, mitteilt. Dort heißt es ausdrücklich: ... tempore supradicto (5055 a creatione, 1295) surrexerunt duo Judaei, qui prophetae dicebantur, quorum unus erat in civitate Abulensi [Avila] et alius in villa quae dicitur Ayllon. Also in einem kleinen Städtchen trat einer der Propheten auf, in Ayllon, nicht in der Hauptstadt Leon. Das genannte Jahr ist dort bezeichnet durch ein mystisches Wort: ultima dies quarti mensis supradicti anni, qui apud eos dicitur Chamalim [fehlt bei Pistorius], scheint aber korrumpiert zu sein. – Was von den Zeichen der Kreuze, die sich (nach der Versicherung des Augenzeugen Abner-Alfonso) an den Kleidern der Anhänger der Propheten von Avila und Ayllon befunden haben, zu halten ist, weiß ich nicht. Wenn es nicht eine Fabel ist, wie die zur Zeit des Kaisers Julian, so war es wohl ein Spaß.


28 Wahrscheinlich wegen dieser verfänglichen Stelle haben einige die ganze Partie von p. 2 a bis p. 29 a für unecht erklärt; vgl. Annotation zu p. 22. Allein Isaak Lurja hat die Partie für echt gehalten, wie Asulaï bemerkt in der Jerusalemischen Edition des Sohar I, p. 22 a, Note.


29 השמל הלבק soll den Gegensatz bilden zu השמל הכלה ינסמ und bedeutet eine Höherstellung der Kabbala gegenüber der talmudischen Halacha.


30 Ich will gleich von vornherein die Aussprache Pulgar, statt der bisher meist gebrauchten Polgar oder Polkar, rechtfertigen. Pulgar war nämlich in Kastilien ein nicht seltener Familienname. Bekannt ist Fernando Pulgar, Sekretär Ferdinands und Isabellas, der in seiner Chronik Reges catholicos Nachrichten von dem ersten Akte der Inquisition gegen die Scheinchristen gibt. Es verschlägt nichts dagegen, daß der Name in hebräischer Schrift konsequent רקלופ קחצי lautet. Die spanischen Juden haben das spanische g öfter durch ק wiedergegeben, לאקיטרופ für Portugal, איבוקש neben איבוגש für Segovia.


31 Das 'ה תומחלמ 'ס Ms. befindet sich auch in der Seminarbibliothek Nr. 34. Es hat im Eingange ein Gedicht mit dem Akrostichon ןבואר רב בקעי. Ein Kopist gibt an, es sei im Jahre לקתת = 1170 verfaßt. Da aber Ibn-Esra als Verstorbener (p. 75 r.) und der Dichter und Arzt Joseph ben Sabara (p. 91 v.) ןב ףסוי ירבדמ אפורה (רבז ןב l.) רכז zitiert werden, so muß er später gelebt haben. Denn da der letztere seinen Roman Scheschet Benveniste gewidmet hat (o. S. 77), so hat Jakob ben Rëuben gegen Ende des Jahrhunderts gelebt. Das folgt auch daraus, daß er Maimunis Moré noch nicht kennt. Er lebte wahrscheinlich in Frankreich und hielt sich nach seiner unfreiwilligen Auswanderung in der Gascogne auf: ינרקה רשא הרקמה יפכ םשו םהמע ררוגתהל ילע רזגנו הלוג אינוקשק דרומב יתויהב דחא ירצונ ינבהא יריגמ ץראב. Der Verf. war natürlich ein Rabbanit und zitiert nicht bloß Saadia öfter, sondern auch die Agada. Falsch ist die Identifikation desselben mit einem Karäer desselben Namens.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1890], Band 8.
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