Belisar

[470] Belisar, Beli-zar, weißer Häuptling nach Hammer, im illyrischen Orte Germany geb., Sohn eines Landmannes, stieg in der Leibwache des oström. Kaisers zum Oberbefehlshaber und wurde durch den Einfluß seiner Gemahlin Antonina, der Freundin der Kaiserin Theodora, Feldherr. Für ihn und Narses wurden die Perserkriege zur Schule, in der sie Vandalen und Gothen durch Kunst zu besiegen lernten. 528 (530?) siegte B. mit 25000 Mann in der Ebene am Dura über 40000 oder gar 150000 Perser; 531 verlor er eine Schlacht u. wurde zurückberufen. 532 setzten die Unruhen der Grünen und Blauen in Konstantinopel Justinians Herrschaft u. Leben in Gefahr, doch B. stellte mit kleiner Macht durch eine furchtbare Metzelei die Ordnung wieder her. 533 war B. in Afrika, wo er dem Vandalenreiche ohne Mühe ein Ende machte und den König Gelimer (vergl. Vandalen) gefangen nach Konstantinopel brachte. Ein Triumph, Ehrenmünzen und der Beiname »dritter Eroberer Afrikas« waren B.ʼs Lohn. Von 535 an eroberte er Sicilien u. Unteritalien, besetzte Rom u. zwang den Gothenkönig Vitiges sich nach Ravenna zurückzuziehen 539. Durch unedle List öffnete er sich die Thore dieser Stadt und führte Vitiges mit vielen Gothen nach Konstantinopel. 540–42 war B. gegen Chosroes von Persien wiederum siegreich, doch wurden ihm Oberbefehl und Vermögen genommen, weil er sein Weib Antonina und deren Freundin Theodora beleidigt hatte. Mit der Gunst der Weiber kehrte auch die Gnade des Kaisers wieder zurück. In Italien hatten die Gothen unter Totilas wiederum große Fortschritte gemacht, 544 mußte B. Rom wiederum erobern und vertheidigen, doch die alte Eifersucht zwischen ihm und Narses wirkte in Konstantinopel und Italien fort und leistete den Gothen den meisten Vorschub. Nach entscheidungslosen Kämpfen wurde 548 B. in Kroton von den Gothen überfallen, erlangte die längst erwünschte Abberufung und überließ es dem Narses, den ebenso langwierigen als blutigen Krieg zu Ende zu führen. Noch einmal zwang B. die Perser zum Frieden u. rettete das Reich 559 gegen Bulgaren und Slaven, welche bis zur Hauptst. verheerend vorgedrungen waren. 564 saß er wegen angeblicher Mitwissenschaft an einer Verschwörung 7 Monat gefangen; starb 565. Die Fabel des Tzezes von der Blendung und dem Bettlerleben des B. gab Dichtern wie Marmontel Anlaß, B.s Geschichte in ihrer Manier zu entstellen und Maler haben ihnen nachgeahmt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 470.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: