Belisar

[217] Belĭsar, der größte Kriegsheld des 6. Jahrh., welchem der byzantin. Kaiser Justinian, 527–565, fast allein den Glanz seiner Regierung zu danken hatte, war aus Illyrien gebürtig, von niederer Herkunft und begann seine kriegerische Laufbahn unter Justinian's Leibwache. Durch Klugheit und Ergebenheit nicht minder wie durch majestätische Heldengestalt ausgezeichnet, gelangte er bald zu höhern Würden, vermählte sich mit Antonina, einer Vertrauten der übel berüchtigten Kaiserin Theodora, und erhielt endlich den Oberbefehl über ein Heer, mit dem er 530 die weit überlegenen Perser bei Dara am Euphrat besiegte. Im Jahre darauf war er minder glücklich, verlor eine Schlacht, zu der ihn die Ungeduld seiner Soldaten genöthigt hatte und wurde deshalb abberufen, kam aber grade zu rechter Zeit nach Konstantinopel, um einen dort ausgebrochenen großen Aufstand zu dämpfen. Hierauf schiffte er mit einem Heere nach Afrika, überwand den ihm zehnmal überlegenen Vandalenkönig Gelimer und unterwarf dessen Reich, das aus den ehemaligen röm. Provinzen an der Nordküste Afrikas und den Inseln Sardinien und Corsica bestand, dem Scepter Justinian's. Er feierte deshalb 534 einen Triumph in Konstantinopel, wo Münzen auf ihn geschlagen wurden, die ihn die Zierde der Römer nannten. Jetzt kehrte er sein Schwert gegen die Gothen in Italien, wo er 535 landete, Rom eroberte, in fünf Feldzügen das Reich der Gothen stürzte und ihren König Vitiges gefangen nahm. Die andringenden Perser machten B.'s Gegenwart in Asien wieder nothwendig, nach ihrer Besiegung kehrte er aber nach Italien zurück, wo die den Kampf fortsetzenden Gothen einige Vortheile errungen hatten. B. entriß ihnen diese bald, als er aber die gefoderten Verstärkungen nicht anlangen und sich und sein Heer vom Hofe vernachlässigt sah, legte er 548 den Oberbefehl nieder. Ein Raubzug der Bulgaren und Slawen, welche 559 über die gefrorene Donau gegangen waren, verschaffte ihm Gelegenheit zu einem neuen Siege, allein der unterdeß von B.'s Neidern gegen ihn eingenommene Justinian entsetzte ihn des Oberbefehls und ließ sogar 564 den greisen Feldherrn sieben Monate einsperren und seines Vermögens berauben, weil er um eine entdeckte Verschwörung gewußt haben sollte. Seine erwiesene Unschuld brachte ihm zwar alles Verlorene wieder, allein er starb bald nachher, im März 565, ohne daß ihm ein anderer Vorwurf gemacht werden konnte, als der, zu nachgiebig gegen seine ausschweifende Gattin und die abscheuliche Theodora gewesen zu sein. – Dichter haben B.'s letzte Schicksale sehr entstellt, ihm auf Justinian's Befehl die Augen ausstechen und den Sieger in drei Welttheilen in den Straßen von Konstantinopel betteln lassen, welche Angaben aber durch nichts gerechtfertigt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 217.
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