Färberei, Färbekunst

[655] Färberei, Färbekunst, die Kunst, Stoffen bestimmte Farben mitzutheilen, entweder durch Aufbringen der Farben auf die Oberfläche der zu färbenden Stoffe (Bedrucken, Aufdrucken, Anstreichen, Bemalen), oder durch innige, oft chemische Verbindung d. Farbe mit dem zu färbenden Stoffe; in dieser engern Bedeutung wird F. in der Regel gebraucht. Damit eine chem. Verbindung des Färbestoffs mit dem Zeuge eintrete, wird ersterer in einen flüssigen Zustand versetzt (Färbebrühe, Färbebad etc.); [655] außerdem werden chem. Mittel (Beizen, Mordants) angewandt, um die chemische Verwandtschaft der Farben und Zeuge zu erhöhen; diese Beizen sind Auflösungen metall. oder erdiger Salze z.B. Alaun, Vitriole, und dienen öfters auch dazu, eine bereits vorhandene Färbung ganz zu entfernen oder dieselbe in eine andere zu verwandeln. Von wesentl. Einflusse ist auch die Wärme u. Masse des Färbestoffs. Wollenzeug wird entweder als Wolle, als Garn, oder als Gewebe gefärbt, je nachdem man dem Zeuge eine mehr oder weniger gesättigte Färbung geben will; in neuester Zeit theilt man jedoch dem Tuche die satteste Färbung mit, indem man durch mechan. Druck die Färbebrühe in das Gewebe hineintreibt. Baumwolle, Leinwand und Seide haben andere Behandlungsarten als Wolle, und sind in der Regel schwieriger zu färben. Durch die Fortschritte der Chemie ist die F. wesentlich verändert worden; doch haben sich noch immer Geheimmittel erhalten, welche die Chemiker noch nicht darstellen können, u. der Zufall spielt ebenfalls bei der Erfindung neuer Färbungen eine große Rolle.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 655-656.
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