Gutenberg

[190] Gutenberg, Johannes (Henne), genannt Gensfleisch, Erfinder der Buchdruckerkunst, aus einem alten Patriziergeschlecht in Mainz, geb. daselbst um das Jahr 1400, nach andern um 1412 zu Kuttenberg in Böhmen, wohin sein Vater Frielo u. seine Mutter Else eines Aufstandes zu Mainz wegen ausgewandert sein sollen. Ernste Streitigkeiten zwischen Patriziern und Bürgern zu Mainz vertrieben ihn u. 1434 erscheint er zu Straßburg und schließt mit den Brüdern Andreas, Georg u. Nikolaus Drytzehn, Joh. Rieffe und Joh. Heilmann Contracte, dieselben in allen seinen »geheimen Künsten« zu unterrichten. Ein durch den Tod des A. Drytzehn entstandener und durch Urtheil vom 12. Dez. 1439 entschiedener Prozeß scheint zu beweisen, daß sich G. in Straßburg mit Verbesserung des damaligen Holztafeldruckes beschäftigte. Nach seiner Entfernung von Straßburg (1443 od. 44), wo Anna zur Eisernen Thüre (Isern Thür) ein Eheversprechen gegen ihn geltend gemacht hatte, soll er nach [190] einigen in Holland bei Lorenz Koster gewesen, nach andern in Prag studiert haben. Später nach Mainz zurückgekehrt, errichtete er seine Werkstätte im Hof zum Jungen (erstes Druckhaus), setzte seine Versuche unter großen Opfern fort u. schloß endlich am 22. Aug. 1450 mit dem reichen Mainzer Joh. Fust einen Vertrag, wobei letzterer das Kapital, G. aber seine Kunst liefern, der Ertrag gemeinschaftlich sein sollte. Auf die hölzernen Buchstaben folgten bald gegossene und die Erfindung erreichte ihre Vollkommenheit durch Mitwirkung des Peter Schöffer von Gernsheim, eines Schreibers, welcher 1450 oder 51 Beschäftigung in der Druckerei erhalten hatte. Fust fesselte Schöffern durch Verheirathung mit seiner Tochter Christine u. suchte nun G. los zu werden, was ihm 1455 durch einen Prozeß gelang. Eine neue Verbindung mit Dr. Homery setzte G. nothdürftig in Stand, eine selbständige Druckerei anzulegen, woraus erst 1460 das Catholicon von Johannes de Balbis hervorging; 1465 von dem Kurfürsten Adolf II. von Mainz in seine Hofdienste aufgenommen, verkaufte G. die Druckerei an Heinrich Bechtermüntze in Eltville u. st. um das Jahr 1468 zu Mainz, wo er im Minoritenkloster begraben wurde. Denkmäler: zu Mainz 1827 eine Statue aus Sandstein im Hofe zum G., 1837 eine bronzene auf dem G.splatze; zu Straßburg 1837 eine in Erz, und zu Frankfurt a. M. wurde am 12. Nov. 1854 der Grundstein zu einem Monument gelegt, das die Standbilder von G., Fust und Schöffer vereinigen soll. Vergl. d. Art. Buchdruckerkunst. Schaub, »Geschichte des Erfinders der Buchdruckerkunst«; Meyers »G.-Album 1840«; Winaricky »G. né à Kuttenberg en Bohême etc.« (franz. von Carro, Brüssel 1847). G.s Leben neuerdings dichterisch ausgeschmückt in A. de Lamartine »Gutenberg, inventeur de lʼimprimerie« (Paris 1853).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 190-191.
Lizenz:
Faksimiles:
190 | 191
Kategorien: