Gutenberg [2]

[794] Gutenberg, Johannes od. Henne, der Erfinder der Buchdruckerkunst, wurde gegen 1400 in Mainz geboren. Er stammte aus einer Patricierfamilie welche den Namen Gensfleisch führte. Sein Vater, Johannes Gensfleisch, genannt Fricle, heirathete Else von Gutenberg (Bonimontis); der Sohn ist jedoch unter dem, vom Grundstücke seiner Mutter entlehnten Beinamen bekannter geworden, als unter seinem Familiennamen Gensfleisch. Der Beiname von Sorgenloch, welchen einige Berichte über die Erfindung der Buchdruckerkunst dem G. noch irrthümlich beilegen, gehört einem anderen Zweige der Familie Gensfleisch an. Über die früheren Lebensverhältnisse G-s ist nichts bekannt; wahrscheinlich beschäftigte er sich schon früh mit mechanischen Künsten. Die Reibungen u. Bewegungen, welche nach 1420 in Mainz stattfanden, nöthigten die Familie G-s zur Auswanderung nach Strasburg, wo auch G. blieb, nachdem den ausgewanderten u. zum großen Theil auch exilirten Mainzer Bürgern die Rückkehr gestattet worden war. Aus einer Urkunde von 1434 geht hervor, daß G. mit ziemlichen Geldmitteln versehen war. Im Jahre 1436 wurde er unter die Constables der Stadt aufgenommen u. 1437 vermählte er sich wahrscheinlich mit Anna od. Enneline zum Iseren Thure. Schon 1436 hatte G. mit Andreas Dritzehen u. zwei anderen Strasburgern, Hans Ritte u. Andreas Heilmann, einen Contract geschlossen, in welchem er sich verpflichtete, alle seine geheimen u. wunderbaren Künste mit ihnen gemeinschaftlich u. zu gemeinschaftlichem Nutzen zu betreiben. Dieses Unternehmen schloß jedenfalls auch die Anfänge der Buchdruckerkunst mit in sich; Näheres über die ersten Versuche in derselben läßt sich jedoch mit Bestimmtheit nicht angeben, da G. die von ihm gedruckten Sachen weder mit seinem Namen noch mit einer Zeitangabe versah. Indeß bleibt gewiß, daß er schon gegen 1438 bewegliche Typen von Holz anwandte. Nach Andreas Dritzehens Tod 1438 löste sich jene Verbindung, zumal dessen Bruder Georg Dritzehen einen Proceß mit G. anhängig machte, der für Letzteren am 12. December 1439 ungünstig entschieden wurde. Über G-s Thätigkeit in den nächstfolgenden Jahren herrscht tiefes Dunkel. In den Steuerrollen von Strasburg erscheint sein Name noch bis 1444, später nur der seiner Frau Anna von G. Jedenfalls kehrte G. nach Mainz zurück, wo er jedoch sicher erst in einem Actenstück vom 6. Oct. 1418 nachzuweisen ist; hier vereinigte er sich gegen Ende Aug. 1450 mit Johann Fust od. Faust (s.d.), zur Übung der Buchdruckerkunst. G. richtete seine Druckerei in dem Hause Zum Jungen ein; Fust verpflichtete sich zu einem sofortigen Darlehn von 800 Gulden u. einem jährlichen Beitrag von 300 Gulden, wogegen ihm die Einrichtung u. das Material verpfändet war. Im December 1452 gab Fust abermals ein Darlehen, so daß nach fünf Jahren die von letzterem dargeliehene Summe einschließlich der indessen aufgelaufenen Zinsen 2026 Gulden betrug. Es kam hierüber zwischen Fust u. G. zu einem[794] Rechtsstreite, in welchem G. 6. November 1455 zur Rechnungsablegung über das Unternehmen u. die Erstattung der Vorschüsse verurtheilt wurde. Da G. letzteres nicht wollte od. konnte, fiel der größte Theil der Druckerei u. der vorhandenen Drucke an Fust, welcher das Etablissement in sein Haus Zum Humbreicht verlegte, während G. den ihm verbliebenen kleineren Theil nach dem Hause seiner Mutter, dem sogenannten Gutenberg, übersiedelte. In diesem Locale druckte er unter Anderem das sogen. Psalterium von Mainz, das erste Buch, welches mit dem Namen des Druckers u. Druckorts, so wie Angabe der Zeit der Vollendung (14. August 1457) versehen ist. Später associirte sich G. mit einem Mainzer Rathsherrn Conrad Hummer (Homery), welcher auch nach G-s Tode 1468 einen Theil der Druckerei erhielt. Seit etwa 1460 scheint er mit den ihm verwandten Brüdern Heinrich u. Nikolaus Bechtermüntze gearbeitet zu haben, die später zu Eltville eine eigene Druckerei begründeten. G. wurde 1465 in den Adelstand erhoben u. st. 24. Februar 1468. Schon früh wurde G. im Hofe des Casinogebäudes zu Mainz (dem Hofe zum Gutenberg) eine Statue aus Sandstein errichtet; ein ehernes Standbild erhielt er daselbst 1837 auf dem Gutenbergsplatze u. 1840 eine Statue auf der Place Gutenberg in Strasburg. Vgl. Oberlin, Essai d'annales de la vie de G., Strasb. 1801; Schmidt, Nouv. details sur la vie de G., ebd. 1841.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 794-795.
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