Monotheleten

[227] Monotheleten, griech.-deutsch. die Anhänger einer kirchlichen Sekte, welche in Christo zwar 2 Naturen aber nur Eine Wirkungsweise, Einen göttlichen Willen annahm – eine neue Form des Monophysitismus (s. Monophysiten), veranlaßt durch ein taktloses Glaubensedict des Kaisers Heraklius I. (610 bis 641), der die zahlreichen Monophysiten in Syrien u. Armenien wiederum mit der Reichskirche aussöhnen wollte; vergeblich bekämpfte Sophronios, der Patriarch von Jerusalem. die M., zumal Papst Honorius I. sehr wenig Einsicht u. Kraft zeigte. Nachdem der Papst befohlen hatte, weder von 1 noch von 2 Wirkungsweisen in Christo zu sprechen, bewog der Patriarch von Konstantinopel, Sergius, den Kaiser, 638 die sog. Ekthesis zu erlassen, ein Edict, welches mit dem Papste Stillschweigen befahl, aber verblümt die Lehre von Einem Willen in Schutz nahm. Der Abt Maximus enthüllte das Gefährliche des Monotheletismus, allein die M. wollten nichts vom Stillschweigen wissen u. als Kaiser Constans II. 648 in einem neuen Edict bei schwerer Strafe Stillschweigen befahl, war keine Partei damit zufrieden und der Streit artete in Kampf aus. Papst Martin I. verdammte durch eine Lateransynode 649 die M. sammt den kaiserl. Edicten und mußte sammt den Hauptgegnern der M. schwer dafür büßen. Die zwischen dem Morgen- und Abendland drohende Spaltung und politische Gährung hob erst das 6. ökumenische Concil von Konstantinopel 680, indem seine Entscheidung »es seien in Christo, entsprechend den 2 Naturen, 2 Willen bei Einer gottmenschlichen Willensrichtung« bei der Mehrzahl Annahme fand, die Minderheit der M. nachträglich durch Kaiser Anastasius II. zur Ruhe gebracht wurde. Ob die Maroniten Reste der M. seien oder nicht, ist neuestens in Frage gestellt worden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 227.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: