99. An die Fichte auff meinem Gute Als offt ich sagen kan, daß ich, du edle Fichte, Deß Sommers meinen Gang zu deinem Schaten richte, So offte muß ich mir auch beichten meine Schuld, Daß ich dich nicht geehrt, wie ...
99. Artzney wider die Leichtfertigkeit Was für Wurtzel wird doch heilen rauben, prassen, huren, balgen, Das uns mit bey diesen Jahren Krieg hat angesteckt? Der Galgen.
99. Auf den Sextus Die, der Ein Auge fehlt, die will sich Sextus wählen? Ein Auge fehlet ihr, ihm müssen beide fehlen.
99. Auf eines Helden Verleumder Da du lebtest, werther Held, Ward dein Ruhm bergauff gestellt. Nun von uns du bist entwand, Wird dein Ruhm kaum noch erkannt. Nämlich wenn der Löw ligt tod, Ist er auch der Hasen Spot.
99. Auff Curiosum Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat zu leben; Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat zu geben; Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer führt für Lehre; Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer ...
99. Auff Curvum Curvus, du gekrümmter Mann, wüntschest wieder jung zu werden Bistu doch zuvor ein Kind so an Sinnen als Geberden.
99. Auff Proculum Es kam von fremdem Proculus, fand Ehr und Nutz, so viel er suchte; Noch taug ihm nichts; so mag er zihn hin, wie er her sich finden muchte.
99. Auff Vitum Du stacktest, Veit, nechst unterm Dache In einer unvergunten Sache; Wofern du mehr wirst drinnen stecken, So magst du dich wol besser decken, Sonst möcht es sein vergunte Sache, Daß man den Hahn zum Capen mache.
99. Ausfluß des Herzens Oft fühl' ichs um Mitternacht; Dann stehn mir die Thränen im Auge, Und ich fall' im Dunkel vor dir aufs Knie, – Du prüfst mir das Herz, und ich fühl' es noch wärmer. Heilig ist es – von ...
99. Buch-Führer Die Bücher, die gedrückt, die drücken Führer mehr, Weil sie sie mit dem Preis beschweren all zu sehr.
99. Der kalte Frühling Deß Mäyens scharffer Frost Erfrört der Deutschen Lust; Wird weniger gleich Wein, Wird mehr Vernunfft doch seyn.
99. Der Liebe Blindheit Ein Kohl-Sack und ein Wolle-Sack, da die beysammen stunden, Da schuß Cupido, und der Pfeil ward in dem schwartzen funden; Die Lieb ist an die Farbe nicht, dieweil sie blind, gebunden.
99. Der Menschen Abfall Gott schuff die grosse Welt, der kleinen Welt zu geben; Gott schuff die kleine Welt, daß sie solt ihme leben; Da ward die kleine Welt der grossen Welt so pflichtig, Daß beyde sie für Gott sich ...
99. Der See bei Oberellenbach. Es findet sich wohl nicht leicht ein Dorf in unserm Heimathlande, das nicht etwas Merkwürdiges aufzuweisen hätte. So zeigt man unterhalb Oberellenbach bei Rotenburg auf einer nicht unbedeutenden Anhöhe, dem Wachholderberge, zwei Seen. Der unterste ...
99. Die Furcht Die Furchte sagt gar selten wahr, Leugt meistens, wo nicht immerdar.
99. Die nächtliche Trauung. In einem Dorf in der Gegend von Apenrade, das in der Nähe der Ostsee liegt, ward der Prediger in einer Nacht von zwei fremden Matrosen geweckt, die zu ihm in die Stube gedrungen waren. Der eine ...
99. Ein geschmücktes Weib Wie mancher nimmt ein schönes Kleid, Findt drunter lauter Garstigkeit.
99. Eingeborne Wer alte Väter sucht und sucht sie alle gar, Der kümmt zuletzt auf den, der Anfangs Erde war. Wer Gott zum Vater hat, der bleibet wol geadelt; Denn keiner hat den Stamm von Ewigkeit getadelt.
99. Frölicher Tod Es ist ein frölich Ding um eines Menschen sterben; Es freuen sich darauff die gerne-reichen Erben. Die Priester freuen sich, das Opffer zu genissen; Die Würme freuen sich an einem guten Bissen; Die Engel freuen sich ...
99. Fromer Ernst Zu rechter Zeit gestrenge seyn, ist eine Gottes-Furcht; Dem Schwerte bückt sich billich der, der keiner Hand gehorcht.
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»Was mich einigermaßen berechtigt, meine Erlebnisse mitzuteilen, ist der Umstand, daß ich mit vielen interessanten und hervorragenden Zeitgenossen zusammengetroffen und daß meine Anteilnahme an einer Bewegung, die sich allmählich zu historischer Tragweite herausgewachsen hat, mir manchen Einblick in das politische Getriebe unserer Zeit gewährte und daß ich im ganzen also wirklich Mitteilenswertes zu sagen habe.« B.v.S.
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