Annette von Droste-Hülshoff Ledwina Der Strom zog still seinen Weg und konnte keine der Blumen und Zweige auf seinem Spiegel mitnehmen; nur eine Gestalt, wie die einer jungen Silberlinde, schwamm langsam seine Fluten hinauf. Es war das schöne bleiche Bild ...
Karl Emil Franzos Leib Weihnachtskuchen und sein Kind
Leuchtet Ihre Uhr des Nachts? Ich schlenderte eines Vormittags durch die Kaufingerstraße, dachte an nichts böses, aber auch an nichts gutes – als mir plötzlich aus dem Schaufenster eines Uhrmacherladens ein gelbes Plakat mit blutroten Buchstaben in die Augen sprang: Leuchtet ...
Leutnant Burda
Arthur Schnitzler Leutnant Gustl Wie lange wird denn das noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen ... schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht's denn? Wenn's einer sieht, so paßt er gerade so wenig ...
Lichter im Schnee »Spuren des russischen Rückzugs«, sagte Keltermann und stieß einen morschen Sattel wie einen Fußball vom Boden empor. Unauffällig in ihrem Feldgrau zogen die acht dahin. Der Boden, bald Moos, bald Heide oder Nadelwaldgrund und wieder Sumpfwiese, bog ...
Liebe und kindliche Pflicht Am westlichen Ufer des gesegneten Rügenlandes lag einst eine Burg, deren Felsenfuß das Meer umspühlte. Von ihrer weit umherschauenden Warte überblickte man die blühende Gegend, und die wallende See, und stolz glänzten im Golde der Abendsonne ...
Liebe, Misverständniß und Freundschaft. Elise Baumthal, ein edelmütiges, gefühlvolles Mädchen, mit herrlichen Eigenschaften des Verstandes begabt, erhielt eine sehr gute, aber für ihre Geisteskräfte unvollkommene Erziehung. Denn wenn ihre Fähigkeiten zum Denken und Wissen alle den Anbau erhalten hätten, der ...
Liebesverzweiflung. Zu der Zeit, da König Karl dem Achten beifiel das Schloß Amboise auszuschmücken, kamen mit ihm viele italienische Steinmetzen, Bildhauer und Maler dorthin, deren schöne Arbeiten an den Galerien später ob arger Vernachlässigung beschädigt worden sind. Damals also lebte ...
Liebeswunder
Edgar Allan Poe Ligeia ... Und der Wille liegt darin, der nicht stirbt. Wer kennt die Geheimnisse des Willens und seine Macht? Denn Gott ist nur ein großer Wille, der alle Dinge mit der ihm eigenen Kraft durchdringt. Lediglich aus Willensschwäche überliefert ...
Lilienzauber Im ersten Jahrzehnt ihres Lebens spielte sie mit Puppen, im zweiten wurde sie selbst eine Puppe, erst im dritten war sie gänzlich entpuppt. Da stützte sie traurig den Kopf in die Hände und sagte: und jetzt? die Frage Balzacischer Frauen ...
Anonym Lina's aufrichtige Bekenntnisse oder die Freuden der Wollust Schon in den frühesten Jahren entriß mir der Tod meine Mutter. Ich würde daher gar nichts von meiner Kindheit wissen, wenn nicht die Kammerjungfer und Vertraute meiner Mutter, die alle ihre ...
Lohn des Verbrechens Es war im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts als Graf Adolph V. zu Holstein und Wagrien regierte, und durch Handlungen der Gewaltthätigkeit und des frechen Uebermuths sich die Herzen der Edlen seines Landes entfremdete. Da seine Ueppigkeit sich ...
Lord Er war kein englischer Minister und auch kein Grand von irgendeinem Chester oder Shire – sondern ein Dobermann, – gut in der Rasse und glänzend durch seine Tugenden. Sommerfrischler aus dem Norden hatten ihn wegen Futtermangel dem Riegerbauern überlassen für fünf ...
Hugo von Hofmannsthal Lucidor Figuren zu einer ungeschriebenen Komödie Frau von Murska bewohnte zu Ende der siebziger Jahre in einem Hotel der inneren Stadt ein kleines Appartement. Sie führte einen nicht sehr bekannten, aber auch nicht ganz obskuren Adelsnamen; aus ihren ...
Eduard Mörike Lucie Gelmeroth Novelle Ich wollte – so erzählt ein deutscher Gelehrter in seinen noch ungedruckten Denkwürdigkeiten – als Göttinger Student auf einer Ferienreise auch meine Geburtsstadt einmal wieder besuchen, die ich seit lange nicht gesehen hatte. Mein verstorbener Vater war Arzt ...
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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
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