Rhythmus

[514] Rhythmus (gr. rhythmos) heißt die taktmäßige und abgemessene Bewegung, bei der im Wechsel miteinander in gleichen Zeitabständen gleiche Zustände oder Vorgänge wiederkehren. Die Körperbewegungen des Menschen verlaufen zum Teil rhythmisch, so von den physischen die Herz- und Atembewegung, von den psychophysischen die natürliche Gangbewegung. Dem Menschen wohnt daher ein natürliches Wohlgefallen am Rhythmus inne, und es ist für ihn ein Bedürfnis, anhaltende gleichmäßige Bewegungen rhythmisch zu gliedern. So arbeiten Schmiede, Steinsetzer, Drescher, Ruderer usw. am liebsten nach dem Takte; ebenso marschiert man flotter nach Musik oder Gesang. Selbst dem Geräusch schieben wir gern rhythmische Form unter, teils weil diese die Auffassung erleichtert, teils weil sie dem Interesselosen Interesse verleiht. Besonders aber verwendet den Rhythmus die Musik und die Poesie; hier ist er der regelmäßige Wechsel der in Zeitdauer und Tonstärke verschiedenen Töne und Silben. Verbindet sich hiermit auch regelmäßiger Wechsel der Tonhöhen, so geht der Rhythmus in die Melodie über. – Es gibt auch einen Rhythmus der Gefühle, der in dem regelmäßigen und dadurch wohlgefälligen Fluß derselben besteht.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 514.
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