Musiknotendruck

[546] Musiknotendruck wird auf typographischem Wege, autographisch mittels eines Flachdruckverfahrens, zumeist aber durch Kombinierung des Notenstichs mit Stein-, Zink- oder Aluminiumflachdruck vorgenommen.

Der typographische Musiknotendruck (Melotypie), bei dem die Form durch Zusammenfügen (Setzen) besonderer Lettern (diese umfassen etwa 450 Zeichen und sind typometrisch dimensioniert) gewonnen wird, gelangt nur bei einfachen Liedernoten, bei Schulliederbüchern u.s.w. zur Verwendung. Nicht für den allgemeinen Handel bestimmte, sehr billig herzustellende Noten, z.B. Orchesterwerke, werden autographisch erzeugt (s. Autographie und Lithographie); für den typographischen Abdruck komplizierter Noten, z.B. in Zeitschriften, verfertigt man eine Zinkhochätzung, sonst druckt man auf Steinen oder andern Flachformen um. In allen übrigen Fällen kommt der Notenstich (nur sehr selten die Steingravüre, s. Lithographie, fast gar nicht mehr der reine Kupferstich, s. Kupferstecherkunst) zur Anwendung. Auf einer Bleiplatte werden zunächst (nach einer Orientierung der auf eine Seite gelangenden Takte u.s.w.) die Notensysteme mit einem fünfzinkigen Schneideinstrumente, dem Rastral, eingeritzt und sodann Hilfslinien, ferner die Noten, Schlüssel, Zeichen u.s.w. mit einem stumpfen Stahlstift, der Zeichenspitze, in der Spiegellehre schwach markiert. Hierauf schlägt man alle in der Figur unveränderlichen Notenköpfe, Zeichen und Buchstaben mittels Stempeln (bei der Tessarotypie durch besondere Pressen) in die Platte ein und entfernt den rund um die Augen aufziehenden Wulst (Grat), indem man die Platte auf einem Amboß mit dem Planierhammer abklopft. Schließlich werden die Stiele, Balken, Bögen u.s.w. mit dem Grabstichel herausgestochen. Korrekturen nimmt man in der Weise vor, daß man die falsche Stelle glattschabt, durch Klopfen der Platte auf der Rückseite mit »Versenkern« wieder nivelliert und neu flicht. Von der fertigen Platte wird in der Kupferdruckhandpresse (s. Kupferstecherkunst und Kupferdruckmaschinen) mit fetter Farbe ein Abdruck auf Chinapapier gemacht und dieser auf Stein-, Aluminium- oder Zinkplatten umgedruckt (s. Lithographie). Namentlich der Zinkflachdruck (s. Zinkographie) wird heute für den Musiknotendruck sehr stark benutzt, weil er, desgleichen die Algraphie (s. Aluminium) die großen Vorteile bieten, daß Rotationsmaschinen (s.d. und Steindruckmaschinen) verwendet und eventuell die Druckplatten für eine spätere Auflage aufbewahrt werden können, während man die teuern und voluminösen Steine abschleift. Dieser Umstand fällt besonders ins Gewicht, wenn die Autographie benutzt wurde; beim Notenstiche bewahrt man die Originalplatten auf. Der Neudruck von Notenwerten, für welche die alten Formen nicht mehr existieren, wird photolithographisch (s. Lithographie) oder, wenn es sich um sehr billige Herstellung handelt, anastatisch (s. Anastatische Druckverfahren) durchgeführt. Vgl. a. A.W. Unger, Die Herstellung von Büchern u.s.w., Halle a. S. 1906.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 546.
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