Tapetenfabrikation

[417] Tapetenfabrikation, die Herstellung von Papiertapeten zur Wandbekleidung.

Man verwendet hierzu Papiere der verschiedensten Qualitäten, teilweise eine Mischung von Hadern, Cellulose und geschliffenem Holzstoff. Die auf dem europäischen Kontinent verarbeitete Papierbreite ist allgemein 50 cm, bei 48 cm breitem Druck, wogegen in Großbritannien 221/4 engl. Zoll = 57 cm breites Papier zur Verarbeitung kommt. Die Fabrikation befaßt sich in der Hauptsache mit zwei Sorten: sogenannte Naturelltapeten und grundierte Tapeten. Für die Naturelltapeten wird das in der Papiermasse gefärbte Papier (vgl. Buntpapiersorten) verwendet und nachher bedruckt; bei grundierten Tapeten wird das weiße oder farbige Papier, je nachdem, zuerst[417] mit Leimfarbe bestrichen, getrocknet, wieder aufgerollt und nachher bedruckt. Eine derartige Grundiervorrichtung mit Druckmaschine, Trockenapparat und Rollmaschine zeigt die Figur S. 417. Zum Drucken mittels der Tapetendruckmaschinen werden verschiedene Farbzusammensetzungen angewendet; solche, die mit vegetabilischem Leim oder andre, die mit tierischem Leim gebunden sind, in den letzten Jahren auch vielfach Oelfarben. Bei den ersterwähnten Farbzusammensetzungen kommen in Holz gestochene und mit kleinen Messingleisten garnierte Reliefdruckwalzen zur Anwendung, während man zum Oelfarbendruck Metallwalzen, Zinkwalzen u. dergl., ebenfalls in Relief, nimmt. Außerdem gibt es noch sogenannte »Sanitary wall-papers« ebenfalls in Oelfarben-Firnisdruck; diese werden mit Kupfer- oder Messingwalzen in der Art des Zeugdruckes bedruckt. Der Handdruck kommt nur seiten mehr zur Anwendung und der Fabrikationsvorgang ist ziemlich derselbe wie bei der Maschinenarbeit, nur daß eben das Verbürsten der Grundfarbe auf dem Tisch mit der Hand geschieht und die Tapetendessins auf eine flache Platte (sogenannte Model) graviert sind, die mit einer entsprechenden Hebelvorrichtung auf das Papier aufgepreßt werden. Glanztapeten werden vor dem Druck mit einer Bürstmaschine gebürstet. Tapeten, denen Goldbronze oder irgend eine andre Bronze aufgestreut wird, werden so hergestellt, daß man auf der Druckmaschine anstatt einer Farbe einen »mordant« (einen Firnis) aufdruckt, der weniger rasch trocknet als die Farben und nachdem die Farben bereits ganz trocken sind, noch so naß ist, daß er die Fähigkeit besitzt, beim Durchlassen der Tapeten durch eine Bronziermaschine das gewünschte Quantum Bronze festzuhalten. Die Bronziermaschine streut die Bronze auf, bürstet den Ueberschuß ab und reinigt die Tapete. Mit den neueren Tapetendruckmaschinen können gleichzeitig bis zu 24 Farben mit einer Leistungsfähigkeit bis zu 6000 m pro Stunde gedruckt werden. Die verschiedenartigen Reliefprägungen der Tapeten werden durch Gaufriermaschinen (s.d.) erzeugt, die in der Hauptsache aus einer gravierten Stahl- oder andern Metallwalze bestehen und einer Papier- oder Baumwollwalze als Gegenwalze; zwischen diesen beiden Walzen wird die zu prägende Tapete durchgelaufen,

Lincrustatapete s. Linoleum. – Vgl. a. Kunstgewerbe, Bd. 5, S. 756.


Literatur s. Buntpapierfabrikation und Papierfabrikation.


Tapetenfabrikation
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 417-418.
Lizenz:
Faksimiles:
417 | 418
Kategorien: