Übungstherapie

[863] Übungstherapie, Krankheitsbehandlung, die durch Übung den Erwerb verloren gegangener oder fehlender Fähigkeit zu erreichen sucht, z. B. durch Sprachübungen bei Stottern oder Aphasie. Besondere Vorteile hat die Ü. bei Rückenmarkschwindsucht (Tabes), um verloren gegangene Bein- und Armbewegungen wieder zu erlernen. Es fehlt bei dieser Krankheit häufig infolge der Ataxie (s. d.) die Möglichkeit, seiner abgestufte Bewegungen richtig auszuführen: die Kranken greifen mit der Hand über das Ziel hinaus, schleudern beim Gehen die Beine etc. Durch Ü. können vermöge der noch vorhandenen Fähigkeiten nicht erkrankter Nervengebiete Fähigkeiten ähnlich wiedererworben werden, wie der Gesunde Tanzen, [863] Schwimmen etc. lernt. Man läßt zu diesem Zweck die Patienten auf vorgezeichneten Figuren (Strichen, Zickzacklinien) gehen, mit dem Fuß, unter Umständen unter Zuhilfenahme von Leitvorrichtungen, nach den Kegeln eines kleinen Kegelspiels zielen, mit der Hand bestimmte vorgezeichnete Linien nachfahren oder Zielübungen ausführen. Vgl. Goldscheider und Jacob, Handbuch der physikalischen Therapie (Leipz. 1901–02, 2 Tle. in 4 Bänden).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 863-864.
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