Abbas [1]

[13] Abbas (spr. abbâß), 1) Oheim Mohammeds, geboren um 570 n. Chr. in Mekka, gestorben um 652 in Medina, schloß sich erst kurz vor der Eroberung Mekkas (Anfang 630) der Sache seines Neffen an, genoß aber trotzdem als Oheim des Propheten das größte Ansehen. Infolgedessen vermochten seine Nachkommen, die Abbasiden (s. Kalifen) den Verfall des Omaijaden-Kalifats für sich auszunutzen und sich 750 der Herrschaft zu bemächtigen. Ihr Regierungssitz war seit 763 das von ihnen gegründete Bagdad. Seit der Mitte des 9. Jahrh. wurde ihre weltliche Macht mehr und mehr beschränkt, stellenweise ganz aufgehoben; als Oberhäuptern der Religion blieb ihnen einiger geistlicher Einfluß, vermöge dessen sie es Ende des 12. Jahrh. wieder zur unmittelbaren Herrschaft über Bagdad und Umgegend brachten. Dieser machte 1258 die Eroberung Bagdads durch die Mongolen ein Ende. Einige Mitglieder der Familie retteten sich nach Syrien und wurden von hier nach Ägypten gebracht, dessen Sultane ihren Nachkommen den Kalifentitel bis zur Eroberung des Landes durch die Türken (1517) gelassen haben. Vgl. Weil, Geschichte der Kalifen (Bd. 1–3, Mannh. 1846–51; Bd. 4–5, Stuttg. 1860–62).

2) A. I., der Große, Schah von Persien, geb. um 1557, gest. 1629, Sohn des Schahs Mohammed Chodabende, aus der Dynastie der Sefewiden, wurde im Laufe der innern Wirren, die zu Ende der Regierungszeit seines Vaters Persien verwüsteten, von der Provinz Chorasan zum Herrscher ausgerufen und zog siegreich 1586 in der Hauptstadt Kaswin ein. Geschickt beseitigte er die allzu mächtig gewordenen Vasallen und schuf durch eine neue Heeresorganisation eine zuverlässige Armee. Mit ihrer Hilfe vertrieb er 1597 die Ösbegen aus Chorasan, nahm den Türken Aserbeidschan, Schirwan und Georgien wieder ab (1603–1607) und eroberte 1623 sogar Bagdad. Im Bunde mit den Engländern zerstörte er 1622 die blühende portugiesische Kolonie Ormus; doch scheiterten seine Versuche, den Seehandel selbst in die Hand zu nehmen. Währender die Sunniten grausam verfolgte, zeigte er sich gegen die Christen tolerant. Er schmückte das von ihm zur Residenz erhobene Ispahan und andre Städte mit Prachtbauten, belebte den Verkehr durch Anlage von Straßen und Karawanseraien und brachte hierdurch wie durch die energische Herstellung der öffentlichen Ordnung das Land zu großer Blüte. – Sein Urenkel A. II., 1642–67, gewann Kandahar von den indischen Mongolen zurück, verfiel aber bald dem Trunk und andern Ausschweifungen, so daß er weiterhin wenig leistete. Den Europäern bewies er sich sehr geneigt. – Der letzte Herrscher aus der Dynastie der Sefewiden, A. III., Sohn des Schahs Tahmasp II., wurde 1732 von dem faktisch herrschenden Oberfeldherrn Tahmasp Kuli Chan auf den Thron erhoben, starb aber schon 1736.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 13.
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