Abu Simbel

[63] Abu Simbel (arab., »Vater der Kornähre«), von den Franzosen Ibsamboul genannt, Name mehrerer Sandsteinfelsen am linken Nilufer zwischen den Katarakten von Assuan und Wadi Halfa, berühmt durch zwei von Ramses II. (1324–1258 v. Chr.) angelegte ägyptische Felstempel, die zu den großartigsten Denkmälern des ägyptischen Altertums gehören. Sie sind 1812 von Burckhardt aufgefunden und 1817 zum erstenmal von Belzoni ausgegraben worden; später mußten sie wiederholt vom Wüstensand befreit werden. Der größere von beiden war dem Amon-Rē von Theben und dem Rē-Harmachis von Heliopolis geweiht, neben denen auch Ptah von Memphis und der König selbst ihre Kulte hatten. Vor seinem 36 m[63] breiten, 32 m hohen Eingang (s. Tafel »Architektur I«, Fig. 6) erheben sich vier aus dem Felsen gehauene, 20 m hohe Sitzbilder Ramses' II.; an den beiden südlichen interessante karische, griechische und phönikische Inschriften von Söldnern, die auf ihren Heerzügen bis hierher gekommen waren. Das Innere, das sich 36 m tief in den Felsen erstreckt, besteht aus einem großen Pfeilersaale (mit wichtigen Darstellungen der Hethiterkriege des Königs), zwei kleinern Sälen, drei Kapellen, in deren mittlerer, dem Allerheiligsten, die Statuen der vier im Tempel verehrten Gottheiten stehen, sowie mehreren Nebengemächern. Auch vor dem kleinern Tempel, welcher der Liebesgöttin Hathor und der Königin Nefretere geweiht war, stehen sechs über 10 m hohe Riesenstatuen des Königs und seiner Gemahlin. Neben dem großen Tempel liegt noch eine kleine, 1874 entdeckte Felsenkapelle. An den Felsen finden sich noch zahlreiche Denkinschriften und Gedächtnisnischen. Vgl. Champollion, Monuments de l'Égypte, Bd. 1 (Par. 1835–45); Lepsius, Denkmäler aus Ägypten, Abt. 3, 185–191 (Berl. 1849–59); Gau, Denkmäler Nubiens, Tafel 55–61; Dümichen, Der ägyptische Felsentempel von A. (Berl. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 63-64.
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