Achilles [2]

[78] Achilles, bekannter Trugschluß des eleatischen Philosophen Zeno oder seines Lehrers Parmenides, der beweisen sollte, daß alle Bewegung nur scheinbar[78] sei. Er behauptete nämlich, ein Gegenstand, der sich langsam bewege, z. B. eine Schildkröte, könne von einem sich schneller bewegenden, z. B. A., nie eingeholt werden, wenn jene auch nur einen kleinen Vorsprung voraus habe; denn während A. die Hälfte des anfänglichen Zwischenraumes zurücklege, gewinne die Schildkröte schon wieder einen neuen Vorsprung, da A. nun abermals erst die Hälfte des jetzigen Abstandes (vor dem ganzen) zurücklegen müsse, gewinne jene aufs neue einen Vorsprung u. s. s. ohne Ende. Der Fehler liegt darin, daß hier die Möglichkeit, eine Strecke in Gedanken ohne Ende zu teilen, als eine wirkliche Zusammensetzung derselben aus unendlich vielen Abschnitten gedeutet wird, was nun mit der Zurücklegung derselben in endlicher Zeit in Widerspruch zu stehen scheint.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 78-79.
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