Ahmedabad

[205] Ahmedabad, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts (9896 qkm mit [1891] 921,712 Einw.) in der nördlichen Division der britisch-ind. Präsidentschaft Bombay, unter 23°2´ nördl. Br. und 72°48´ östl. L., am linken Ufer des Sabarmati, Knotenpunkt von drei Eisenbahnen nach Agra, Bombay und der Halbinsel Gudscharat, umgeben von einer befestigten Mauer mit 14 Toren. A. ist berühmt durch seine Prachtbauten, bei denen sarazenische Kunst mit der der Hindu und Dschaina harmonisch zusammenwirkte. Es enthält 15 berühmte Moscheen, darunter die von Ahmed Schah erbaute Dschama Masdschid, die »Elfenbeinmoschee«, aus Marmor mit eingelegten Verzierungen aus Elfenbein, Silber, Edelsteinen und Perlmutter, ferner (als Hauptort der Dschaina in Gudscharat) 120 Dschainatempel, darunter den reich mit Säulen aus weißem Marmor und kostbaren Juwelen geschmückten Hathisinghtempel, die prächtigen Bauten an dem großen künstlichen Kankariasee, in der Nähe prachtvolle Grabdenkmäler, Brunnen. Die Bevölkerung (1891: 148,412) besteht aus Hindu (67,8 Proz.), Mohammedanern (21,2 Proz.) und Dschaina, die eine ansehnliche Industrie in Seidenweberei mit Gold- und Silberbrokat, Baumwollweberei (4 Fabriken mit Dampfbetrieb), sehr schöner Holzschnitzerei, Papier, Töpfer- und Zinnwaren betreiben. Die Garnison liegt abseits der Stadt. A. hat ein Arsenal, 18 Regierungs- und Missionsschulen (4 für Mädchen), 100 Schulen der Brahmanen, 2 Bibliotheken, ein Hospital, ein Irrenhaus, eine Anstalt für Aussätzige und ein Asyl für Tiere (Pandschrapol). – Im 17. Jahrh. die schönste und reichste Stadt Hindostans mit 900,000 Einw., blühend durch Handel und Gewerbe, geriet A. unter der Herrschaft der Marathen im 18. Jahrh. in Verfall, erholte sich aber, seit die Briten die Stadt 1817 in Besitz genommen haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 205.
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