Ahmed Wefik Pascha

[205] Ahmed Wefik Pascha, türk. Staatsmann, geboren um 1818 in Konstantinopel, gestorben im Juni 1891, Sohn eines zum Islam übergetretenen Griechen und einer Jüdin, wurde seit 1834 zu Paris im Collège Ste. – Barbe erzogen; in die Heimat zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung im Übersetzungsbureau, dessen Chef er bald wurde. Seit 1847 gab er ein statistisches Jahrbuch über die Türkei heraus (»Salaamè, ou Annuaire de l'Empire ottoman«). Ende 1847 wurde er zum Kommissar der Pforte in den Donaufürstentümern ernannt und war 1851–55 Gesandter in Persien, dessen Bündnis mit Rußland er verhinderte. Nach seiner Rückkehr ward er Mitglied des Staatsrats und des hohen Kriegsrats. Nachdem er 1857 kurze Zeit reformfreundlicher Justizminister und 1860–61 Gesandter in Paris gewesen war, wo er sich durch seinen Einspruch gegen die syrische Expedition die Ungunst des Hofes zuzog, wurde er Vorstand des Ministeriums der frommen Stiftungen, machte sich aber durch Einschreiten gegen Mißbräuche unbeliebt und wurde 1863 abgesetzt. Nun widmete sich A. als »Einsiedler von Rumili Hissar« gelehrten Studien. Molière übersetzte er ins Türkische und schrieb ein geographisches Handbuch für Volksschulen. 1877 ernannte ihn Abd ul Hamid II. zum Präsidenten der ersten türkischen Deputiertenkammer. Während des Krieges war er Generalgouverneur von Adrianopel, Februar bis April 1878 Premierminister (Friede von Santo Stefano) und ging darauf als Wali nach Brussa, wo er 1882 wegen seiner Strenge abgesetzt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 205.
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