Edhem Pascha

[376] Edhem Pascha, 1) türk. Staatsmann, geb. um 1813 auf Chios von griechischen Eltern, gest. 21. März 1893 auf seinem Landsitz am Bosporus, wurde nach der Vernichtung seiner Heimat (1822) im Islam erzogen, bildete sich seit 1831 in Paris weiter und beschäftigte sich besonders mit dem Bergwesen. Er ward danach in den türkischen Generalstab berufen und 1849 Adjutant des Sultans Abd ul Medschid und Chef der militärischen Abteilung des kaiserlichen Hauses. 1856 fiel E. plötzlich in Ungnade, ward jedoch bald darauf Mitglied des Tansimatrats, dann durch Reschid Pascha ein Jahr lang Minister des Auswärtigen, 1864 Minister des Handels und Bankdirektor, 1870 Präsident des obersten Justizrats, 1871 Minister der öffentlichen Bauten und 1876 Botschafter in Berlin. Vom Februar 1877 bis Januar 1878, also während des ganzen russisch-türkischen Krieges, war er Großwesir, seit Februar 1879 Botschafter in Wien. 1883 wurde er zum Minister des Innern ernannt, trat aber 1885 zurück.

2) Türk. General, geb. 1851, war 1877 schon Oberst und während der Belagerung von Plewna zeitweilig Befehlshaber einer Brigade. Später verwaltete er als Generalgouverneur das Wilajet Kossowo. Zum Generaladjutanten und Feldmarschall ernannt, erhielt er 1897 den Oberbefehl über das in Elassona in Makedonien zusammengezogene Heer, rückte infolge der Einfälle der Griechen ins Türkische im April in Thessalien ein, erstürmte, durch Grumbkow-Pascha (s. d.) gut beraten, den Paß von Meluna und Man bei Tyrnavos (23. April) und besetzte Larissa (25. April). Danach drängte er die Griechen 5. und 6. Mai aus Phersala, besiegte sie 6. Mai bei Walestinon, besetzte 8. Mai Volo, schlug die Gegner 18. Mai bei Domokos und warf sie bis auf die Thermopylen zurück. Weiterm Vordringen schob der Waffenstillstand (19. Mai) einen Riegel vor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 376.
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