Thermopylen

[480] Thermopylen (Thermopylae, »Tor der warmen Quellen«), Engpaß an der Grenze der griech. Landschaften Lokris und Malis (später Ötäa), zwischen dem von Sümpfen umränderten Malischen Meerbusen und einem Ausläufer des Berges Kallidromos, so benannt nach den daselbst befindlichen warmen Schwefelquellen, war bei einer Länge von mehr als einer Stunde nur 50–60 Schritt breit, an vielen Stellen aber noch weit enger und war als Haupteingang von Thessalien nach Hellas von alters her ein wichtiger strategischer Punkt. Das vom Spercheios herabgeführte Alluvium hat die Küste hier bedeutend verändert und um 3,5 km vorgeschoben. – Berühmt ist der Paß besonders durch die heldenmütige Aufopferung des Leonidas und seiner Spartiaten im Juli 480 v. Chr. Um das persische Heer unter Xerxes am Eindringen in Mittelgriechenland zu verhindern, übernahmen die Spartaner die Verteidigung der T. während die griechische Flotte die des Xerxes bei dem Vorgebirge Artemision aufhalten sollte. Die dort aufgestellte griechische Schar bestand aus nicht ganz 6000 Mann, darunter bloß 300 Spartiaten unter dem Oberbefehl des Königs Leonidas, der die alte Vermauerung des Passes erneuern und den Paß über den Ötäa am Kallidromos durch 1000 Phoker besetzen ließ. Als Xerxes nach viertägigem Warten zum Angriff schritt, schlugen die Griechen die Perser zwei Tage lang, zuletzt selbst die persische Leibwache zurück. Da führte der Malier Ephialtes 20,000 Perser unter Hydarnes auf dem Fußpfad, den die Phoker nicht zu verteidigen wagten, über das Gebirge den streitenden Griechen in den Rücken. Leonidas beschloß, dem Befehl, den Paß zu hüten, gehorsam, mit den Spartiaten zu bleiben und bis auf den letzten Mann zu kämpfen, die übrigen ließ er zur Verteidigung ihrer Heimat abziehen; nur 700 Thespier blieben freiwillig bei ihm. Die Spartaner und Thespier warteten den Angriff der Perser nicht ab, sondern warfen sich mitten unter die Feinde, um ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, und zogen sich erst, als Hydarnes sich in ihrem Rücken zeigte, auf einen Hügel hinter der Mauer zurück, wo sie bis zum letzten Mann niedergemacht wurden. Die Griechen widmeten dem Andenken der Helden ein Denkmal mit der Inschrift des Simonides:


Wanderer, meld' es daheim Lakedämonus Bürgern: erschlagen

Liegen wir hier, noch im Tod ihrem Gebote getreu.


Auch in späterer Zeit sind die T. der Schauplatz von Kämpfen gewesen: 279 v. Chr., als die Griechen unter dem Athener Kallippos sie gegen die Kelten verteidigten, bis sie ebenfalls umgangen wurden; 191 v. Chr., als der römische Konsul Manius Acilius Glabrio über Antiochos d. Gr. und die Ätolier durch die Umgehung seines Legaten M. Porcius Cato siegte, endlich mehrmals (6. Sept. 1821, 8. und 14. Juli 1822) im griechischen Freiheitskampf.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 480.
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