Algarotti

[314] Algarotti, Francesco, Graf, ital. Schriftsteller und vielseitiger Gelehrter, geb. 11. Dez. 1712 in Venedig, gest. 3. Mai 1764 in Pisa, trat schon in einem Alter von 20 Jahren als ein Kenner der schönen Wissenschaften wie der Anatomie und Physik in Parick auf. Hier veröffentlichte er 1733 seinen »Neutonianismo per le Dame«, der bereits sein ganzes Geschick für elegante Popularisierung wissenschaftlicher Fragen zeigte. Der bis 1739 währende Aufenthalt in Paris, der Verkehr mit Voltaire, der Marquise du Châtelet und andern hervorragenden Franzosen gab seiner Bildung und seinen Arbeiten einen durchaus französischen Charakter. 1739 machte A. mit Lord Baltimore eine Reise nach Petersburg und lernte auf dem Rückweg Friedrich II. in Rheinsberg kennen, der ihn nach seiner Thronbesteigung an seinen Hof einlud und später zum Grafen und Kammerherrn machte. Für August III. von Sachsen kaufte er Gemälde, darunter die Holbeinsche Madonna. Nachdem er abwechselnd in Berlin und Dresden gelebt, kehrte er 1754 nach Venedig zurück und starb in Pisa, wo Friedrich d. Gr. ihm ein Grabdenkmal im Campo santo setzte. Am bedeutendsten ist A. in seinen Briefen, den »Lettere sulla Russia«, den poetischen Episteln (zuerst 1759) und den eleganten Gelegenheitsbriefen. In zahlreichen Abhandlungen beschäftigte er sich in feinsinniger[314] Weise mit naturwissenschaftlichen und künstlerischen Gegenständen. Seine »Saggi sopra le belle arti« (deutsch von Raspe, 1769) sind durch lebendige Kunsterfahrung wertvoll; seine Gedichte sind anmutig. Die beste Ausgabe seiner Werke (mit der Biographie von Michelessi) erschien Venedig 1791–94 in 17 Bänden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 314-315.
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