Anchylostŏmum duodenāle

[490] Anchylostŏmum duodenāle Dubini (Dochmius duodenalis Leuck.), ein 10–18 mm langer Rundwurm aus der Familie der Strongyliden, der in der Jugend (als Rhabditis) im freien Zustand lebt, später in den obern Dünndarm des Menschen übergeht, sich in die Schleimhaut festbeißt und dadurch eine Blutung verursacht; er kommt selten einzeln, meist zu Tausenden im Darm vor und bewirkt Blutarmut seines Wirtes. Er erzeugt auf diese Weise die ägyptische oder tropische Chlorose oder Anämie (Anchylostomiasis), die über einen großen Teil der warmen Länder der Alten und Neuen Welten demisch verbreitet ist. In Europa ist die Krankheit seit Ende des 18. Jahrh. als Kachexia montana in den Bergwerken Ungarns, Frankreichs und Belgiens bekannt. Von deutschen Bergwerken sind nur einzelne bei Aachen von der Wurmanämie befallen. 1879 beobachtete man dieselbe Krankheit (Tunnelkrankheit) beim Bau des Gotthardtunnels; seit 1868 sicher, wahrscheinlich aber schon viel früher auf den niederrheinischen Ziegelfeldern (Ziegelbrenneranämie), wohin sie von vlämischen Arbeitern eingeschleppt wurde. Die Eier des Wurmes werden mit den Exkrementen entleert, entwickeln sich unter günstigen Umständen zu einer geschlechtlich unreifen Larve, kapseln sich ein und ruhen, bis sie gelegentlich durch den Mund in den menschlichen Körper gelangen, wo sie geschlechtsreif werden und Eier produzieren. Durch den mikroskopischen Nachweis der Eier kann das Vorhandensein der Würmer erkannt werden. Wird die gefährliche Krankheit nicht zu spät erkannt, so kann sie durch Abtreiben der Würmer mittels Farnkrautextrakts geheilt werden. Zur Verhütung der Krankheit ist große Reinlichkeit das beste. Vgl. Zinn und Jacoby, Ankylostomum duodenale, geographische Verbreitung und Bedeutung für die Pathologie (Leipz. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 490.
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