Astor

[1] Astor, Johann Jakob, geb. 17. Juli 1763 in Walldorf bei Heidelberg, gest. 29. März 1848 in New York, begab sich in früher Jugend nach London, wo er bei einem ältern Bruder musikalische Instrumente verfertigen lernte. Als der 1783 zwischen England und den Vereinigten Staaten abgeschlossene Friede die Spekulationslust weckte, schiffte er sich nach Amerika ein und legte hier den Erlös seiner Instrumente in Pelzwaren an, womit er 1784 in London ein vorzügliches Geschäft machte. Nach seiner Rückkehr nach New York eröffnete er ein Pelzgeschäft, das er durch direkten Verkehr mit den Indianern zu hoher Blüte brachte. Um sein Geschäft über den nordwestlichen Teil Nordamerikas auszudehnen, rüstete er mit Genehmigung der Regierung zwei Expeditionen, die eine zu Wasser, die andre zu Lande, nach dem Oregongebiet aus, wo 1811 an der Mündung des Columbiastromes eine Niederlassung gegründet ward, die man zu Ehren des Unternehmers Astoria (s. d.) nannte. Dem gewinnreichen Handel, der von hier aus teils mit den Indianern, teils nach den russischen Besitzungen und nach China getrieben ward, machte der Krieg mit England 1812 ein Ende. Seinen großen Reichtum erwarb sich A. vornehmlich durch glückliche Spekulationen in Grundeigentum in den durch starke Einwanderung rasch emporblühenden nordwestlichen Staaten der Union und in New York selbst. Er hinterließ ein Vermögen von 20 Mill. Doll. Zur Gründung (1849) der nach ihm genannten Astorbibliothek in New York hatte er 400,000 Doll. ausgesetzt, wozu sein Sohn William (geb. 1792, gest. 1875, genannt der »Landlord von New York«), der 50 Mill. Doll. hinterließ, später noch 200,000 Doll. hinzufügte. Die Bibliothek zählte 1891 über 250,000 Bände. In seinem Geburtsort Walldorf stiftete A. eine 1854 eröffnete Anstalt (Astorhaus) zur Erziehung von armen Kindern und zur Versorgung alter hilfsbedürftiger Personen. Vgl. Parton, Life of J. J. A. (New York 1865). – Ein Enkel von A. (Johann Jakob A.) starb 23. Febr. 1890 mit Hinterlassung eines Vermögens von 100 Mill. Doll.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 1.
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