Böhmert

[159] Böhmert, Karl Viktor, Nationalökonom und Statistiker, geb. 23. Aug. 1829 in Quesitz bei Leipzig, studierte in Leipzig, redigierte seit 1855 in Heidelberg die von Rau und Roscher mitbegründete volkswirtschaftliche Wochenschrift »Germania«, 1857–60 das »Bremer Handelsblatt« und verwaltete darauf das Syndikat der Bremer Handelskammer. 1866 folgte er einem Ruf als Professor der Volkswirtschaftslehre an die Universität zu Zürich, 1875 wurde er Direktor des königlich sächsischen Statistischen Bureaus und Professor am Polytechnikum zu Dresden, in welcher Eigenschaft er auch die »Zeitschrift des königlich sächsischen Statistischen Bureaus« herausgab. 1895 legte er die Leitung des Statistischen Bureaus nieder. Als Verfechter der Gewerbefreiheit und des Freihandels sowie als Mitbegründer des deutschen Volkswirtschaftlichen Kongresses hat er den seit 1860 eingetretenen Umschwung in der wirtschaftlichen Gesetzgebung der deutschen Staaten wie später des Deutschen Reiches anregen und fördern helfen. Er schrieb: »Briefe zweier Handwerker«, Preisschrift (Dresd. 1854); »Freiheit der Arbeit« (Brem. 1858); »Beiträge zur Geschichte des Zunftwesens« (Leipz. 1861, preisgekrönt); »Untersuchungen über die Lage der Fabrikarbeiter in der Schweiz« (Zürich 1868); »Der Sozialismus und die Arbeiterfrage« (das. 1872); »Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz« (das. 1873, 2 Bde.); »Enquete über die Reichseisenbahnfrage« (Leipz. 1876); »Die Gewinnbeteiligung. Untersuchungen über Arbeitslohn und Unternehmergewinn« (das. 1878, 2 Tle.); »Das Armenwesen in 77 deutschen Städten und Landarmenverbänden« (Dresd. 1886, 2 Bde.); »Die Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer« (Dresd. 1902) u. a. Mit Gneist redigierte er von 1873–95 den »Arbeiterfreund«, außerdem gab er 1877–95 die Wochenschriften »Sozialkorrespondenz« und »Volkswohl« (beide zuletzt mit K. v. Mangoldt) und seit 1888 die »Volkswohlschriften« (Leipz.) heraus. B. ist besonders tätig für Reform der Armenpflege, in der Bekämpfung der Trunksucht, der Unsittlichkeit etc. An sonstigen Schriften gab er heraus: »Die Stadt Roßwein von 1834–1894« (Dresd. 1895) und »Der Pfarrer von Roßwein« (ein Lebensbild seines Vaters, Gotha 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 159.
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