Bühnenaussprache

[576] Bühnenaussprache, deutsche. Durch lange sorgfältige Pflege hat sich auf den großen deutschen Bühnen eine besonders reine Aussprache des Deutschen herausgebildet. Die Forderung, daß hier die Werke in einheitlicher Form dargestellt werden, und die Wechselwirkungen der verschiedenen Theater auseinander haben schon seit langer Zeit dazu geführt, daß die Aussprache der Bühne fester geregelt ward als die aller andern Kreise. So ist es auch in der deutschen Sprachwissenschaft üblich geworden, das »Bühnendeutsch« als eine wesentlich einheitliche Normalaussprache sowohl von den Volksmundarten als von dem mundartlich gefärbten Schriftdeutsch der höhern Umgangssprache zu unterscheiden. Zur Feststellung der bestehenden B. und zur Beseitigung einiger noch vorhandener Unterschiede trat auf Anregung des Professors Siebs 1898 in Berlin ein Ausschuß von Vertretern der Bühne und der deutschen Sprachwissenschaft zusammen. Die von ihnen vereinbarten Regeln hat Siebs u. d. T.: »Deutsche B., Ergebnisse der Beratungen« etc. (Köln 1898), im Auszug: »Grundzüge der B.« (das. 1900) herausgegeben. Wenn auch diese Regeln zunächst nur für das Theater Geltung beanspruchen, so dienen sie doch auch dem Bedürfnis nach einer Normierung der Aussprache, wie es für die höhere Vortragssprache, für die Schulgrammatik und besonders auch für den Unterricht der Ausländer in der deutschen Sprache zweifellos vorhanden ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 576.
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