Barbarossa [2]

[367] Barbarossa, 1) Horuk (Aruk oder Urudsch), Seeräuber und Gründer der Osmanenherrschaft in Nordafrika, geb. um 1473, gest. 1518, Sohn eines zum Islam übergetretenen Töpfers zu Mytilene (Kastro) auf Lesbos, trat mit seinem Bruder in die Dienste des Emirs Mohammed von Tunis und wurde bald an die Spitze einer großen Flotte gestellt. 1515 vom Emir Selim Eutemi von Algier zu Hilfe gerufen, verjagte er zwar die spanische Flotte, ließ aber den Emir erdrosseln und machte sich selbst zum Herrscher Algiers. 1518 ward er bei Oran von dem spanischen Statthalter Marchese de Gomarez geschlagen und auf der Flucht getötet.

2) Chaireddin (Dschereddin), jüngerer Bruder des vorigen, stellte 1519 Algier unter die Oberherrlichkeit der Pforte, wurde vom Sultan Selim I. zum Pascha und Befehlshaber über 10,000 Janitscharen ernannt, vertrieb die Spanier aus Algier und 1533 den Usurpator Mulei Hassan aus Tunis. Da landete Kaiser Karl X. 18. Juli 1535 mit 500 Schiffen und 30,000 Landtruppen bei Tunis. Chaireddin ward 20. Juli geschlagen und fand, als er zur Stadt zurückfloh, die Zitadelle in der Gewalt von 8000 Christensklaven, die sich befreit hatten. B. flüchtete nach Algier und setzte von hier aus seine Räubereien fort. 1536 wurde er vom Sultan Soliman II. zum Oberbefehlshaber der türkischen Seemacht (Beglerbeg des Meeres) ernannt. Er schleppte die Einwohner von Port Mahon auf Menorca weg, verwüstete die Ionischen Inseln, schlug im Golf von Arta selbst den kaiserlichen Admiral Andrea Doria, eroberte 1539 Castelnuovo in Dalmatien, vernichtete 1540 eine christliche Flotte bei Kandia, schlug 1541 Karls V. Angriff auf Algier zurück, plünderte 1543 mit Frankreich im Bund Nizza, kam mit 7000 Gefangenen in Konstantinopel an und starb hier 4. Juli 1546. Vgl. Jurien de la Gravière, Doria et Barberousse (Par. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 367.
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