Bazard

[517] Bazard (spr. -sār), Saint-Amand, Sozialist, geb. 19. Sept. 1791 in Paris, gest. 29. Juli 1832 in Courtry bei Montfermeil. Nach der Restauration schloß er sich der republikanischen Opposition an, wurde ein Hauptführer der französischen Karbonari, gründete die republikanische Gesellschaft der Amis de la vérité und wurde infolge eines mißlungenen Aufstandes in contumaciam zum Tode verurteilt. Begnadigt und von Olinde Rodrigues nach dem Tode Saint-Simons für dessen Lehre gewonnen, widmete er sich mit Enfantin vornehmlich der spekulativen Ausbildung und systematischen Gestaltung derselben. 1828 eröffnete B. in der Rue Taranne zu Paris Vorlesungen über den Saint-Simonismus, die demselben viele Anhänger gewannen. Den Inhalt derselben gibt die »Exposition de la doctrine de Saint-Simon« (Par. 1828–1830, 2 Bde.; 2. Ausg. 1854) wieder. 1829 wurde der »Organisateur«, eine Wochenschrift, gegründet und das »Collège«, die Vereinigung der Eingeweihten, eingerichtet, B. und Enfantin wurden zu Häuptern der Lehre gewählt. Ihre eigentlichen Ziele legten beide 1830 in der »Religion saint-simonienne«, einer an den Präsidenten der Deputiertenkammer gerichteten Broschüre, dar und begründeten sie weiter in dem 1830–32 herausgegebenen einflußreichen Blatt »Le Globe«. Bald jedoch entwickelte sich eine Spaltung in der Schule, in deren Folge B. als Gegner des immer exzentrischer auftretenden Enfantin (s. d.) im November 1831 aus derselben ausschied, und die den Verfall des Saint-Simonismus beschleunigte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 517.
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