Beckerath

[538] Beckerath, Hermann von, deutscher Politiker, geb. 13. Dez. 1801 in Krefeld, gest. daselbst 12. Mai 1870, stammte aus einer bescheidenen Mennonitenfamilie, trat 1815 in das Bankhaus Molenaar, eröffnete aber 1838 ein eignes Bankgeschäft. Sein Haus (»B. – Heilmann«) beteiligte sich bei den wichtigsten Finanzoperationen der Rheinprovinz. 1836 zum Mitgliede des Gemeinderats und der Handelskammer, dann des Provinziallandtags gewählt, nahm er an der nach 1840 beginnenden politischen Bewegung tätigen Anteil. Auf dem ersten Vereinigten Landtag 1847 verteidigte er als Verfasser der ständischen Adresse auf die Thronrede und Berichterstatter darüber diese gegen den Landeskommissar und den Grafen Arnim-Boitzenburg. 1848 zum Abgeordneten für Krefeld in die deutsche Nationalversammlung erwählt, gehörke er dort zum rechten Zentrum, der spätern Kasinopartei. Am 4. Aug. trat er als Finanzminister in das Reichsministerium, schied aber nach der Verwerfung des Malmöer Waffenstillstandes schon 5. Sept. wieder aus. Er wirkte fortan für das preußische Erbkaisertum, war im April 1849 Mitglied der Kaiserdeputation, erklärte sich aber nach Ablehnung der Krone durch den König gegen den Antrag, das deutsche Volk zur Durchführung der Reichsverfassung aufzufordern. Da er mit dem Antrag, das Parlament zu vertagen, nicht durchdrang, legte er Anfang Mai 1849 sein Mandat nieder. Preußens Unionspolitik fördernd, wirkte er als Abgeordneter [538] Krefelds im Erfurter Volkshaus. Als das Ministerium Manteuffel die Union fallen ließ und im Innern freiheitsfeindlich regierte, zog sich B., seit 1849 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1851 vom politischen Leben zurück. 1858 wieder zum Landtagsabgeordneten gewählt, legte er aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat 1859 nieder. Vgl. Kopstadt, H. v. B., ein Lebensbild (Braunschw. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 538-539.
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