Benedetti

[625] Benedetti, Vincent, Graf, franz. Diplomat, geb. 29. April 1817 in Bastia auf Korsika, gest. 28. März 1900 in Paris, fungierte, 7. Nov. 1855 zum Direktor der politischen Abteilung im Ministerium des Auswärtigen ernannt, auf dem Pariser Friedenskongreß von 1856 als Sekretär. Nachdem er 1861–1862 Gesandter in Turin gewesen war, wurde er 27. Nov. 1864 Botschafter zu Berlin. 1866 nach der [625] Schlacht bei Königgrätz mit der Friedensvermittelung zwischen Österreich und Preußen zu Nikolsburg beauftragt, trat B. später mit Frankreichs Forderungen (Abtretung von deutschem Gebiet nebst Mainz) nachdrücklicher hervor, was von Bismarck zurückgewiesen wurde. 1870 stellte B. 9. Juli in Ems die Forderung an den König Wilhelm, er solle dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der spanischen Krone verbieten, und richtete auf Befehl seiner Regierung nach dem Verzicht des Prinzen das Verlangen an den König, er möge die bestimmte Versicherung erteilen, daß auch in Zukunft die Frage der hohenzollerischen Thronkandidatur nicht wieder aufgenommen werden solle. Die Ablehnung dieses Verlangens sowie einer neuen Audienz 13. Juli und die Veröffentlichung der »Emser Depesche« durch Bismarck gaben der französischen Regierung den Vorwand zur Kriegserklärung. Mit dem Sturz des Kaiserreichs war Benedettis politische Laufbahn beendet. Er suchte seine diplomatische Tätigkeit in Berlin durch das Buch »Ma missionen Prusse« (Par. 1871) zu rechtfertigen; es folgten später: »Essais diplomatiques« (1895, darunter: »L'Empereur Guillaume 1er et le Prince de Bismarck«, »Ma mission à Ems«) und »Essais diplomatiques, nouvelle série« (1897). Vgl. Roth an, La France en 1867 (Par. 1886, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 625-626.
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