Benzoë

[644] Benzoë (Benzoeharz, wohlriechender Asant, Benzoë, Asa dulcis), das Harz des Benzoebaums (Styrax Benzoin), der im indischen Florengebiet wächst und in Kambodscha, Siam, Kotschinchina, auf Sumatra, Singapur, auch in Brasilien kultiviert wird. Aus den angeschnittenen Bäumen fließt das Harz aus und erstarrt an der Luft. Siebenjährige Bäume liefern in den drei ersten Jahren das beste, nach 10–12 Jahren nur dunkles, wenig riechendes Harz. Man unterscheidet B. in losen weißen, gelblichen, rötlichen oder braunen opalartigen Körnern (Tränen), Mandelbenzoe, in der die Körner (Mandeln) durch eine rötlichbraune, feinkörnige Masse verbunden sind, und gemeine B. von der Beschaffenheit der Mandelbenzoe, aber dunkler und weniger rein. Nach der Herkunft unterscheidet man Siambenzoe, die edelste Sorte, von vanilleartigem Geruch, Penangbenzoe, storaxartig riechend, und die gewöhnlichste Sorte, die Sumatrabenzoe. B. schmilzt bei 80–90°, Siambenzoe schon bei 75°. Sumatrabenzoe enthält frei: Benzoesäure, wenig freie Zimtsäure, Styrol, Vanillin, Zimtsäurephenylpropylester, Styracin, 75 Proz. Benzoresin und 14–17 Proz. Verunreinigungen. Das Benzoresin besteht aus Zimtsäureestern von Benzoresinol und Resinotannot. Siambenzoe enthält Benzoesäureester von Benzoresinol und Resinotannol, Vanillin, freie Benzoesäure und Spuren von Zimtsäure. B. löst sich in Alkohol, und aus der Lösung wird durch Wasser das Harz weiß gefällt. Beim Erhitzen entwickelt sie stechend riechende Dämpfe, und es sublimiert Benzoesäure. Auch die Harze der B. geben beim Erhitzen Benzoesäure; Salpetersäure bildet Benzoesäure, Pikrinsäure, Bittermandelöl und Blausäure. B. dient in der Parfümerie, zum Konservieren von Schmalz für Pomaden, zu Firnissen etc. Die wein geistige Lösung, Benzoetinktur (Tinctura Benzoës), 1 Teil B., 5 Teile Spiritus, wirkt fäulniswidrig und mild desinfizierend und wird zum Überziehen des Englischen Pflasters, mit Wasser verdünnt als Venus- oder Jungfernmilch zu kosmetischen Zwecken benutzt. B. wird zuerst von Ibn Batuta im 14. Jahrh. erwähnt; im Abendland war sie noch 100 Jahre später selten und kostbar. Die ägyptischen Sultane sandten B. als Geschenk nach Venedig und Cypern. Sie erinnert in ihrem Aussehen an Asa foetida und wurde im Gegensatze zu dieser Asa dulcis genannt. Vom 17. Jahrh. an wurde die durch Sublimation erhaltene Benzoesäure (Flores Benzoës) arzneilich benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 644.
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