Bergsöe

[684] Bergsöe, Vilhelm, dän. Schriftsteller und Naturforscher, geb. 8. Febr. 1835 in Kopenhagen, studierte seit 1854 Medizin und Naturwissenschaft, ging 1862 nach Italien zum Studium der Mittelmeerfauna und der Parasiten des Schwertfisches, über die B. die Monographie »Philichthys Xiphiae« (1864) und »Über die italienische Tarantel und den Tarantismus im Mittelalter und in neuerer Zeit« (Kopenh. 1865) herausgab. In folge der mikroskopischen Untersuchungen erblindet, widmete sich B. der literarischen Tätigkeit und diktierte den erfolgreichen Novellenzyklus »Fra Piazza del Popolo« (1866, 9. Aufl. 1901; deutsch von Strodtmann, Berl. 1870; von Busch, 2. Aufl., Norden 1887) und die Gedichtsammlung »I Ny og Nä« (»Dann und wann«, 1867, 5. Aufl. 1887). Während seines zweiten Aufenthalts in Rom (1868) fand er teilweise Heilung des Augenleidens und begann Romane zu schreiben: »Fra den gamle Fabrik« (1868, 5. Aufl. 1895; deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1874), Erinnerungen aus seiner Jugendzeit, die weniger phantasiereich, aber in Form und Inhalt reifer sind. Der etwas breite Roman »I Sabinerbjergene« (1871; deutsch: »Im Sabinergebirge«, Brem. 1872) setzte die Reihe fort; ferner : »Brnden fra Rørvig« (1872 u. ö.; deutsch: »Die Braut von Rörvig«, Berl. 1872); »Falksmønteren« (1900), italienische und heimische Bilder; die Novellenbände: »Gjengangerfortællinger« (1872; deutsch: »Gespensternovellen«,[684] Berl. 1873); »Italienske Noveller« (1874; deutsch, Leipz. 1876); »Hvem var han?« (»Wer war er?«, 1878), die er selbst schrieb und die daher die feinsten und ausgearbeitetsten sind; ferner: »Fra gamle Dage« (1885), »Fra sollyse Strande« (1886) u. a. Bergsöes Romane und Novellen sind phantasiereich und zeigen gute Beobachtung und glänzende Darstellung; weniger bedeutend sind die lyrischen Gedichte: »Hjemvee« (»Heimweh«, 1872; 11. Aufl. 1893) und »Blomstervignetter« (»Blumenvignetten«, 1873; 3. Aufl. 1897). In dem von französischen Künstlern illustrierten Werk »Rom under Pius den Niende« (1877) schildert B. das ultramontane päpstliche Rom, in »Fra Mark og Skov« (»Aus Feld und Wald«, 1880, 3 Tle.) das Leben der Insekten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 684-685.
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